Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)

I. Band - 5. Das Kriegsarchiv als wissenschaftliche Anstalt

40 Defensions-, Angriffs- und Operationsgegenstände“ 7) zu besorgen, wie sie ein Krieg erfordern könnte. Es waren also nicht nur rückblickend vergangene Feldzüge zu beschreiben, sondern Vorarbeiten für die künftige Landes­verteidigung durchzuführen. In seiner Dienstanweisung an den KA.- Direktor v. Gomez umschrieb der GQuM. v. D u k a die Aufgaben des KA. mit dem Satze8): „Im Allgemeinen soll das Kriegsarchiv als vollständige Quelle zur Geschichte des Krieges sowohl, als zum wissenschaftlichen Teil der Länder-Kenntnis dienen, insoweit diese auf den Krieg Bezug haben.“ An­schließend gab D u k a eine eingehende Anweisung über die Verfassung der Kriegsgeschichten, die er von den ersten vorbereitenden Maßnahmen bis zur vergleichsweisen Angabe der gegnerischen Kriegführung, also universell dar­gestellt haben wollte. Eine ebensolche Vollständigkeit ordnete er für die „L änder-Kenntnis“ an, für die alle zur militärischen Beurteilung eines Kriegsschauplatzes erforderlichen Daten zusammenzutragen waren. In einem Vortrage an den HKR. vom 26. 2. 1810 9), der sich mit der Ver­wendung des GQuMSt. befaßte, lenkte Graf Radetzky die Aufmerksamkeit noch auf das KA., indem er erklärte: „Die Bearbeitung der Kriegsgeschichte, die Fortsetzung eines zweckmäßigen Unterrichts für die Armee, die Bücher- Zensur, und überhaupt alle militairisch-litterarischen Geschäfte fordern eine besondere Abtheilung des Generalquartiermeisterstabes im Kriegs-Archive.“ Auch diese Maßnahme zeigt, daß das Schwergewicht aller Tätigkeit im KA. auf der wissenschaftlichen Arbeit ruhte. Die kriegerischen Ereignisse von 1792 bis 1815 stellten das KA. vor un­geheure Aufgaben. Einerseits waren die einströmenden Feldakten-Massen zu bewältigen, anderseits wurde die rasche Verfassung der Feldzugsbearbeitun­gen betrieben. FML. v. Prohaska führte als GQuM. eine Trennung der wissenschaftlichen von der archivalischen Tätigkeit durch10 *) und erzielte damit einen doppelten Erfolg, daß nämlich nicht nur die wissenschaftlichen Arbeiten zeitgerecht bewerkstelligt werden konnten, sondern daß auch die „mit Konsequenz durchgeführte Registrierung der Akten den Grund zu jenen mustergültigen Einrichtungen legte, welche heute die Schriftenabteilung des KA. so vorteilhaft auszeichnen.“ 11) Fortab änderte sich fast nichts in der Bestimmung des KA. als wissen­schaftliches Institut. Auch die Reorganisation vom Jahre 1876 12) hielt daran fest, daß die Ausführung kriegsgeschichtlicher Arbeiten die vornehmste Auf­gabe des KA. sei und daß alle anderen Tätigkeiten, die Verwaltung der Karten­sammlung und der Bibliothek, wie auch die archivalischen Ordnungsarbeiten nur dazu zu dienen hätten, die Kriegsgeschichtsschreibung zu fördern. Die klassische, bahnbrechende Formulierung der an die Kriegsgeschichtsschreibung gestellten Anforderungen findet sich in der von FZM. v. W e t z e r verfaßten Anleitung „Über die Verfassung kriegsgeschichtlicher Arbeiten“ 13), der zeitlose Geltungskraft zugesprochen werden kann. So war zweifellos das Wiener KA. „das erste Archiv Österreichs und unseres Wissens, auch der Welt, das mit Rücksicht auf bloß wissenschaftliche 7) HKR. — 28. 3. 1801. 8) HKR. — 1801 — 32 — 170. ») HKR. — 1810 — G — 1 — 156/15. i») HKR. — 1818 — G — 3440. u) Langer, a. a. O., S. 49. i«) RKM. — Präs. 440 — 1876. 13) Dienstvorschrift für das K. K. Kriegsarchiv, 1888, Beilage 2.

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