Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)
I. Band - 3. Das Personal des Kriegsarchivs
25 ter Beamter und Stellvertreter des Archivars) geworden5), hatte sich also unter seinem Vorgänger emporgedient. H a gl s Vorbildung ist aus den Akten nicht ersichtlich. Bei seiner Ernennung wurden zur Begründung auch nur die langjährige Diensterfahrung, aber keine besonderen Kenntnisse angeführt6). Als Vorstand den bisherigen Stellvertreter und rangnächsten Beamten zu ernennen, wurde nunmehr im hofkriegsrätlichen Archiv und seinem Ausläufer, dem bis 1846 bestehenden Kanzleiarchiv, zur Kegel. Jedenfalls scheint man an die Vorbildung des Archivars keine höheren Anforderungen gestellt zu haben, Schottel dürfte in der Reihe seiner Kollegen eher eine Ausnahme gebildet haben. Besondere wissenschaftliche Betätigung wurde vom Archivar nicht verlangt, er mußte nur den dienstlichen Aktenanforderungen oder verlangten Auskünften entsprechen können. Dabei kam es vor allem auf genaue Kenntnis der Registratursgebräuche, auf Ordnungssinn und im Interesse der streng zu wahrenden Geheimhaltung auf persönliche Verläßlichkeit und Pflichteifer an. Namentlich als seit 1783 dem Archiv die Depositen-Administration übertragen wurde, setzte die Verwaltung der übernommenen Werte die absolute Gewissenhaftigkeit und Ehrlichkeit der Beamten voraus. 2. Gliederung und zahlenmäßige Entwicklung. Soweit ersichtlich, war dem ersten Archivar Rosenbaum kein sonstiges Personal zugeteilt; in den Standeslisten des HKR. aus den Jahren 1719 und 1727 7) erscheint er allein ausgewiesen. Er hat sich wohl mit zeitweilig vom HKR. beigestellten Schreibern oder Dienern behelfen müssen. Der Nachfolger bat 1729 sogleich nach Amtsantritt um zwei Kanzleikräfte, fand aber damit nicht so rasch Gehör. Erst 1735, nach der Abtretung von Süditalien, wurde der aus Neapel nach Wien eingerückte Feldkriegskonzipist Johann Wendelin Habersack auf sein Ansuchen mit der bisherigen Gage zum „Archivarii Adjunct“ ernannt8) und dann der aus Sizilien zurückgekehrte Kanzleidiener Franz Paul Barth als Archivdiener eingestellt9). 1736 wurde dem Accessist Carl Joseph Anton Na gl aus der Kanzlei des HKR. der Registrantenposten im Archiv verliehen10). Mit diesen drei Dienststufen des Registranten, Adjunkten und Archivars war die Gliederung für die kleine Standesgruppe der Archivbeamten gegeben, die sich bis zum Ende des 18. Jhdts. kaum änderte, abgesehen davon, daß zeitweise einer der beiden unteren Posten aus Ersparungsgründen nicht besetzt war. Immerhin kann man trotz der geringen Personenzahl von der Bildung eines Dienstzweiges der Archivbeamten sprechen, da sie in den Personallisten des HKR. wie in den Staats- und Standeskalendern, Hof- und Staats-Schematismen stets gesondert angeführt werden. Offenbar aus der richtigen Erkenntnis heraus, daß der Archivdienst ein gut eingearbeitetes Personal erheischte, das nur durch längere, ungestörte Dienstzeit zu erzielen war, vermied der HKR., die fast 5) HKR. Reg. 1749 — 11. Oktober Nr. 195; Exp. 1750 — Juni — Nr. 11 und Reg. — 3. Juni — Nr. 36. 6) HKR. 1760—125—Mai/461. 7) Mémoires IX a Nr. 9. 8) HKR. Prot. Exp. 1735 — Mai — fol. 884’ und Reg. — 2. Mai — fol. 724’. 9) HKR. Prot. Reg. 1735 — 23. November — fol. 1799. 10) HKR. Prot. Exp. 1736 — September — fol. 1788’ und Reg. — 29. September — fol. 1375.