Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)

I. Band - 1. Die Entwicklung des archivalischen Besitzstandes

8 KA., dem dadurch wieder jener Wirkungskreis zufiel, den es 1801—18 inne­gehabt hatte. Die neue Organisation stellte demgemäß auch „die Ausführung kriegsgeschichtlicher Arbeiten“ als Hauptaufgabe der Sammlung und Ver­waltung von Archivalien und militärwissenschaftliehen Büchern voran. Das KA. gliederte sich demnach in die kriegsgeschichtliche, Schriften-, Karten- und Bibliotheks-Abteilung38). Unter der Leitung der zielbewußten und tatkräftigen Direktoren, FML. Adolph Frh. v. Sacken und FML. Leander v. W e t z e r nahm das KA. einen bedeutenden Aufschwung, der auch wieder der Vermehrung der Be­stände zugute kam. Die Okkupation von Bosnien und der Herzegowina 1878/79 sowie die Niederwerfung des Aufstandes in Süddalmatien 1882 brachten den Feldakten Zuwachs. Der schon 1876 dem KKM. vorgelegte Antrag, das bei der „alten Begistratur“ (des HKR.) verwahrte Kanzleiarchiv (Restbestand des ehern, hofkriegsrätlichen Archivs, vgl. S. 138) dem KA. einzuverleiben, führte zunächst nicht zum Ziele. Lediglich 50 Faszikel „Bestallungen“ (1466—1768) wurden dem KA. überwiesen. Erst 1889, nach dem nochmaligen Hinweis, daß jede archivalische Anfrage oder Aufgabe sowohl im KA. als auch parallel in der alten Registratur bearbeitet werden müsse, gelang es, den Widerstand der Registratursdirektion des RKM. zu überwinden: die HKR.-Akten 1557—1815 nebst etlichen Nebengruppen gingen in die Verwaltung des KA. über, aller­dings mit dem Vorbehalt, daß sie weiterhin als Bestandteil der Ministerial- registratur in unveränderter Ordnung und in den bisherigen Räumen zu be­lassen seien. 1891—93 wurden historische Akten, hauptsächlich zur Bearbei­tung des Erbfolgekrieges 1740—48, sowie „Belohnungsanträge“ aus den Regi­straturen der Korpskommanden (General- oder Landeskommanden) einge­zogen. 1896 trat die Fachrechnungsabteilung des RKM. die Muster- und Standesakten samt den zugehörigen Räumen, Wien I., Fleischmarkt 19, ab. 1911 vermochte der Direktor GdI. Emil v. Woinovich beim RKM. die Über­gabe des zweiten Teils der HKR.-Akten (1816—1848), der Akten des Genie­hauptamtes, des Artilleriehauptzeugamtes, der Oberfeldärztlichen Direktion und des österr.-belgischen Freikorps (1864—67) durchzusetzen39). Damit war endlich der ganze Schriftbestand des alten HKR. samt seinen Neben­gruppen im KA. vereinigt. Kleinere, aber deshalb nicht minder wertvolle Zu­wächse liefen nach wie vor ein, so von der Kabinettskanzlei des Kaisers, anderen Dienststellen, Spendern oder durch Ankauf. C. Die Zeit des ersten Weltkrieges 1914—1918. Der Kriegsausbruch stellte das KA. vor die umfangreichsten Aufgaben seit seinem Bestand. Zunächst waren es die Belohnungsanträge, die im stei­genden Maße dem KA. zuflossen 40). Die allgemeine Erfassung der Feldakten durch das KA. war zunächst nicht vorgesehen, doch zeigte sich im Laufe der Zeit immer deutlicher, daß das Archiv die berufene Stelle war, das Schriftgut des Krieges aufzunehmen. Über die näheren Einzelheiten siehe den Abschnitt „Feldakten“ II. Bd. S. 1. Um Raum zu schaffen, wurde das im November 1914 errichtete Kriegs­statistische Büro anfangs 1916 außer Haus verlegt, der ganze alte Akten­38) Die anfangs üblichen Bezeichnungen „Schriften- und Karten-Archiv“ sowie „Kriegsbibliothek“ wurden, da sie zu Irrtümern Anlaß gaben, 1890 in die obigen abgeändert. 39) RKM. Präs. 12.700 ex 1909 vom 23. III. 1910 und Präs. 6445/1911. «) Vgl. S. 99.

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