Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die unter Vorbehalt des Privateigentumsrechtes hinterlegten Archivkörper und Sammlungen, von Fritz von Reinöhl

Orden vom Goldenen Vlies. 417 Archivalien des Ordens. Dem Verzeichnis ist S. 297 ff. eine Abschrift des „Mémoire pour établir que la dignité de Chef et Souverain de l’illustre ordre de la Toison d’Or appartient ä Son Altesse Royale le Duc [Frangois Etienne] de Lorraine en qualité d’epoux de Sa Majesté la Reine d’Hongrie et de Boheme“ aus dem Jahre 1741 beigefügt und S. 333 ff. eine „Liste des ornemens, habillemens et autres effets appartenants ä l’Ordre de la Toison d’Or“. Das kaiserliche Exemplar hat darüber hinaus noch Federzeichnun­gen der wertvollsten Stücke des Ordensschatzes. Die heutige Lagerung der Archivalien wurde von Reinöhl 1936 mit Rotstift in diesem Inventar er­sichtlich gemacht. Gelegentlich der Übergabe an das StA. ließ der Orden auf Grund der Payerschen Ordnung ein Inventar verfassen, welches von Reinöhl nach der Übergabe und erneut 1936 überarbeitet wurde und als AB. 453 b/1 aufgestellt ist. Es enthält 1. Regesten der Urkunden, 2. ein Stückverzeichnis der Handschriften und Drucke und 3. ein Übersichtsver­zeichnis über die Akten. Ein Vergleich des Ordensarchivs mit dem Türckschen Inventar zeigt, daß seit Türcks Ordnung der Bestand einzelne Einbußen erlitten hat. So fehlt ein Druck des Jahres 1587 über die Aufnahme Kaiser Rudolfs II. und anderer Ritter zu Prag und Ulm 1585 in den Orden (Türck, II. Partie, § 10, Nr. 15). Ein Exemplar des 1559 bei Plantin in Antwerpen erschienenen wertvollen Druckes „La Pompe funebre faite en la ville de Bruxelles le 29. Decembre 1558 aux obséques de l’Empereur Charles V.“ übergab Frei­herr von Schiessl, als er die Kanzlerwürde des Ordens bekleidete, der Kupferstichsammlung der kaiserlichen Hofbibliothek in Wien. Dieser war schon ein Jahrhundert früher, 1783, von der kaiserlichen Schatzkammer in Wien ein wohl auch dem Ordensarchiv entstammendes, kostbar bebildertes Statutenbuch des Ordens aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts über­geben worden.1 Diese Bibliothek, die heutige Nationalbibliothek, dürfte auch noch andere Splitter des Ordensarchivs besitzen.1 2 Auch die Biblio- théque royale de Belgique in Brüssel, welcher bald nach 1755 vom Orden ein Doppelstück von Filätres Second livre de la Toison d’or übergeben wurde,3 die königliche Bibliothek im Haag, die Bibliothek des belgischen Außenministeriums, die Bibliothek der Genter Universität, das spanische Innenministerium, das spanische Historische National-Archiv, die Archives générales du royaume in Brüssel, ja sogar Private besitzen größere oder kleinere Sprengstücke des Ordensarchivs, was angesichts der oben ange­führten Geschichte des Archivs nicht wundern darf.4 Die Benützung des, wie erwähnt, mit Vorbehalt des Eigentumsrechtes des Ordens hinterlegten Archivs ist nur auf Grund einer schriftlich oder 1 Signatur 2606, Theodor Frimmel und Joseph Klemme, Ein Statutenbuch des Ordens vom Goldenen Vlies im Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiser­hauses, Bd. 5, S. 293 ff. 2 Vgl. Tabulae Codicum manuscriptorum praeter graecos et orientales in Bibliotheca Palatina Vindobonensi asservatorum Nr. 2633, 6962, 6963, 7214, 7249/25, 7371, 7379, 7763, 7764, 7906, 12.510 und Frimmel-Klemme a. a. 0. S. 270. 3 Vermerk bei Türck, II. Partie, § 10 Nr. 2. 4 Ein gutes Bild dieser Zersplitterung gibt der auch ansonst sehr brauchbare Katalog der „Exposition de la Toison d’or ä Bruges“, Bruxelles 1907. Inventare des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs, Bd. 7. 27

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