Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die unter Vorbehalt des Privateigentumsrechtes hinterlegten Archivkörper und Sammlungen, von Fritz von Reinöhl

Orden vom Goldenen Vlies. 415 Ordens und für seine und seiner Mitglieder rechtliche Stellung von Be­deutung waren. Clugny hatte Schatz und Archiv in seinem Wohnhaus in Gent verwahrt. 1482 brachte Gros beide nach Brüssel. 1607 ist zum ersten­mal an eine Erweiterung dieses Archivs geschritten worden. Am 14. April dieses Jahres befahlen nämlich Erzherzog Albert und Erzherzogin Isabella dem Audienzer und ersten Sekretär Louis Yerreycken jene Akten zu über­nehmen, welche der vor wenigen Tagen gestorbene Tresorier und der 1603 verstorbene Greffier Francois Le Vasseur bei sich hatten. Auch die bei den Kanzlern und den Wappenkönigen befindlichen älteren Schriftstücke dürften etwa zu dieser Zeit mit den übrigen Archivalien des Ordens vereint worden sein, denn 1628 wurde zum erstenmal ein „Inventaire general de tous les Titres et papiers gardés au Trésor de l’ordre“ angefertigt. Das Archiv befand sich auch jetzt in der Obhut des Tresoriers. Als nach dem Tode des Schatzmeisters Louis Frangois Yerreycken das Inventar am 3. Dez. 1633 überprüft wurde, wurde nur ein Teil des darin Verzeichneten gefunden. Nach dem Ableben des Tresoriers Bruneau übernahm eine Kom­mission der Regierung 1708 den Schatz und das Archiv und ließ beide nach Antwerpen bringen. Der Orden scheint dagegen Einspruch erhoben und sein Recht durchgesetzt zu haben, denn 1731 befanden sich beide in Brüs­sel.1 Als dieses 1745 wegen der nahenden Franzosen2 geräumt werden sollte, waren Schatz und Archiv in der Verwahrung der Tochter des ver­storbenen Tresoriers Claude Humyn Vicomte de St. Albert, einer verwit­weten Decorte d’Ogierlande. In diesem Jahr wurden der Schatz und das Archiv im Auftrag des Ordenssouveräns, des Großherzogs Franz Stefan von Toskana, abermals von einer Kommission der niederländischen Re­gierung übernommen, um sie neuerlich zu inventarisieren und (am 27. Juli) im Gebäude der Rechenkammer zu hinterlegen. Wenige Tage später wur­den sie vor den Franzosen auf die Festung Antwerpen und, als auch diese bedroht war, nach Dortrecht in Sicherheit gebracht, wohin sich auch die Regierung zurückgezogen hatte. Als sich diese nach Friedensschluß 1749 wieder nach Brüssel begab, wurden der Schatz und der Orden des Archivs gleichfalls dorthin gebracht, abermals im Gebäude der Rechenkammer hin­terlegt und der Obhut des Tresoriers wieder übergeben. 1756 wurden beide in das „Arsenal du Pare de Bruxelles“ übertragen. Hier dürfte zumindest das Archiv auch gewesen sein, als der Ordensritter und österreichische Bevollmächtigte Minister für die Niederlande Karl Graf Cobenzl dem Offizial des Sekretariats des Conseil privé Emanuel Joseph von Türck den Auftrag gab, das Archiv zu ordnen und zu verzeichnen. Türck führte diese Auf­gabe in den Jahren 1759 und 1760 durch. Er fand das Archiv in größter Unordnung, nur unzureichende Inventare waren vorhanden. Er legte das Ergebnis seiner Arbeit in einem großen dreibändigen Inventar nieder, über welches noch gesprochen werden wird.3 1794 brachte der Tresorier Bey- daels de Zittaert (vgl. oben S. 346 ff.) Schatz und Archiv zunächst nachHol­1 Archiv des Ordens Z. 1/1731. 8 Vgl. oben S. 267. 5 Band 34/1-3 der Handschriften und Drucke. Bemerkt sei, daß in die „Registres des actes capitulaires“ auch wichtige Begebenheiten, welche in die Zeit zwischen den Kapiteln, fielen, eingetragen wurden.

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