Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Nachlässe, von Fritz von Reinöhl

386 Nachlässe. direktórium in den Staatsdienst, stieg rasch zum Kriegsrat auf. 1802 trat er in österreichische Dienste; in der Staatskanzlei wurde er in außerordent­licher Dienstleistung zur Ausarbeitung diplomatischer Schriftstücke, Füh­rung eigener geheimer Korrespondenzen und zu publizistischen Arbeiten verwendet.1 In seinem letzten Lebensjahr scheint Gentz einen beträchtlichen Teil seiner Papiere vernichtet zu haben;1 2 dem Grafen Prokesch-Osten hat er zu dieser Zeit auch die von ihm empfangenen Briefe zurückgestellt.3 Nach Gentzens Tod wurde sein ganzer schriftlicher Nachlaß4 von Metternich dem Gentz befreundeten eben genannten Grafen Anton Prokesch zur Sichtung übergeben. Prokesch schied sogleich die darunter befindlichen eigentlichen Amtsakten aus und übergab sie der Staatskanzlei.5 1840 beabsichtigte er auf Wunsch des Fürsten Metternich jenen Teil der Gentzischen Papiere, „welcher als rein dienstlich oder doch auf den Dienst Bezug habend be­trachtet werden muß“, der Staatskanzlei zu übergeben. Die Privatkor­respondenz Gentzens hatte Prokesch zu jener Zeit schon teils vernichtet, teils den Briefschreibern zurückgestellt. Die rein publizistischen Arbeiten Gentzens und den Teil seines Briefwechsels, der als publizistisch zu be­trachten ist, behielt Prokesch bei sich, um mit Zustimmung Metternichs das zur Veröffentlichung Geeignete herauszugeben. Vor dem 24. Febr. 1840 überreichte Prokesch dem Fürsten Metternich ein Verzeichnis jenes Nach­laßteiles, den er als dienstlichen betrachtete, zugleich mit Vorschlägen über seine Verwertung. Hieraus läßt sich Folgendes entnehmen. Den für das Archiv der Staatskanzlei ausgeschiedenen Teil des Nachlasses, der in zehn Päcken 2150 Stück umfaßte, hatte Prokesch in drei Gruppen gesondert. Deren erste, von Prokesch als „Dienstliches“ bezeichnet, betraf Kongreß­angelegenheiten, und zwar die Kongresse von Wien, Troppau, Laibach und Verona, deutsche Angelegenheiten 1822—1832, spanische, portugiesische und brasilianische Angelegenheiten 1820—1824, türkische und griechische Angelegenheiten 1810—1830, belgisch-holländische Angelegenheiten 1830 bis 1832, den polnischen Aufstand 1831, italienische und französische An­gelegenheiten 1831 und 1832, und schloß auch Varia der Jahre 1824—1826 und Denkschriften und Manifestentwürfe Gentzens und Anderer über ver­schiedenerlei Angelegenheiten aus den Jahren 1818—1831 in sich. Der 1 Allgemeine Deutsche Biographie Bd.8, S.577 ff. mit Verzeichnis der älteren Literatur; Schmidt-Weissenfels, Friedrich von Gentz, Prag 1859; K. Mendelssohn-Bartholdy, Friedrich von Gentz, Leipzig 1867; Eugen Guglia, Friedrich von Gentz, Wien 1900; H. v. Srbik, Metternich (an Hand des Namensverzeichnisses); J. K. Mayr, Geschichte der österreichi­schen Staatskanzlei, S. 128—184 und passim. ! Mitteilung des Fürsten und der Fürstin Metternich an Philipp von Neumann, 5. Jan. 1834; Beresford, The diary of Ph. v. N., Bd. 2, S. 1. Am 9. Nov. 1831 schrieb Gentz an Prokesch, er bitte ihn, sich hinsichtlich seiner älteren Briefe zu gedulden, da er eben seine Papiere „zum Behufe eines großen Feuer-Gerichtes“ durchsehe. Nachlaß Prokesch- Osten, Bd. 3. 3 Siehe Anm. 2. Vgl. auch das S. 387, Anm. 1 erwähnte Mémoire Prokeschs an Metternich. Sie befinden sich jetzt im Nachlaß Prokesch, siehe S. 397 ff. 4 Verzeichnis von der Hand Mählers s. d. in Schachtel 24, Bündel 10. 5 Prokesch-Osten, Dépéches inédites du Chevalier de Gentz aux Hospodars de la Valachie, Bd. 1, S. IX.

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