Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Belgien, von Oskar Schmid
328 Belgien. zu direkten Feindseligkeiten zwischen holländischen und englischen und auf der anderen Seite belgischen Schilfen —, betrieb das Generalgouvernement den weiteren Ausbau und die Organisierung des heimischen Seehandelsverkehrs. Im Jahre 17211 erhielt der Marquis Prié vom Kaiser den Auftrag, ein Reglement für eine Handelskompanie auszuarbeiten. Prié betraute einen seiner brauchbarsten Mitarbeiter, MacNeny, mit dieser Aufgabe; am 19. Dez. 17222 wurde die Gründung der „Companie impériale et royale des Indes, établie dans les Pays-Bas Autrichiens sous la protection de Saint Charles“ bekanntgegeben, und am 10. Februar 1724 liefen die ersten Schiffe aus dem Hafen von Ostende aus. Wenngleich der mit Spanien am 1. Mai 1725 abgeschlossene Vertrag,3 in welchem die Kompanie ausdrücklich erwähnt wurde, dem Unternehmen förderlich war, konnte es sich nicht gegen den Willen der Seemächte behaupten. Die Engländer ergriffen ernsthafte Maßnahmen; am 3. Sept. 1725 brachten sie einen Vertrag mit Frankreich zustande4 und in weiterer Folge kamen am 31. Mai 1727 zwischen Kaiser Karl VI., Frankreich, Großbritannien und den Generalstaaten Friedenspräliminarien zur Abwendung des wegen Errichtung der ostindischen Kompanie zu Ostende drohenden Krieges zum Abschluß.5 Das Unternehmen wurde zunächst auf sieben Jahre suspendiert, fristete dann ein mühsames und künstliches Dasein, um erst im Jahre 1785 endgültig aufgelöst zu werden. Die Schicksale der Handelskompanie gelangen vor allem in der diplomatischen Korrespondenz des Generalgouvernements mit Wien zum Ausdruck, so in bemerkenswertem Maße in den Berichten des Marquis Prié an Eugen im Frühjahr 1722 (Fasz. 93 a),6 in der Zeit also vor der eigentlichen Gründung dieses Unternehmens. In der ersten Zeit der Kompanie beschäftigte sich der Prinz von Savoyen eingehend mit ihr. Auch nachdem er schon von seinem Posten als Statthalter der Niederlande zurückgetreten war, stand er zu dem Unternehmen in lebhafter Beziehung, war finanziell an ihm interessiert und unterhielt mit dem Staats- und Kriegssekretär Patrice MacNeny eine lebhafte Korrespondenz über die Kompanie. Schreiben MacNenys über diesen Gegenstand 1725—1734 finden sich in den Fasz. 145 a und 145 b.7 Erwähnenswert sind auch die Berichte des Schiffskapitäns Merveille an Eugen über Handelsangelegenheiten und über Handelsplätze in Indien (Fasz. 152).8 Anzuführen sind noch Denkschriften der beiden Antwerpener Großkaufleute und bedeutendsten Mitglieder der Kompanie Jaques de Pret und Pierre Proli,9 eine Korrespondenz des Grafen Heinrich von Calenberg, Regierungskommissärs und Administrationsrates der ostindischen Kom1 Vgl. Journal histor., a. a. 0. 1721. 2 Vgl. ebenda 1722. 3 Vgl. Bittner, a. a. 0. Nr. 752. 4 Vgl. Journal histor., a. a. 0. 3. Sept. 1725 „Alliance de Hanovre“. 5 Vgl. Bittner, a. a. 0. Nr. 776; Journal histor., a. a. 0. 31. Mai 1727. 6 Vgl. insbesondere den Bericht vom 21. März 1722, zusammengeheftet mit einem den gleichen Gegenstand betreffenden Bericht vom 10. Sept. 1721. 7 Vgl. S. 313 Anm. 3. 8 Vgl. auch ebenda (Große Korrespondenz, Fasz. 100 a). 9 Fasz. 197 a. Vgl. auch S. 313 Anm. 3 (Große Korrespondenz, Fasz. 102 c und 103 b).