Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Belgien, von Oskar Schmid

IV. Rep. DD: C., Abt. B (Sonderreihe). 329 pánié, 1731—1743 (Fasz. 220 a) und eine Denkschrift des letzteren über die Kompanie vom 7. Nov. 1735 (Fasz. 176 a).1 14. Lotterie. Die Form der heute sehr gebräuchlichen „Klassenlotterie“, zum Unter­schied vom italienischen Lotto bezeichnenderweise auch alte holländische Lotterie genannt, hatte schon zu Ende des 17. Jahrhunderts in England und vor allem in den Generalstaaten im wesentlichen seine Ausgestaltung und eine ziemliche Verbreitung erlangt und bildete dort, in erster Linie für den Staat, eine bemerkenswerte Einnahmsquelle. Es war daher naheliegend, daß auch in den benachbarten österreichi­schen Niederlanden das Vorbild der Klassenlotterie aufgegriffen wurde. Die finanziellen Schwierigkeiten, mit welchen die Gouvemementsverwal- tung um die Mitte des 18. Jahrhunderts zu kämpfen hatte, rückten den Gedanken an eine wenigstens teilweise Abhilfe derselben durch Anwen­dung von Glücksspielen nahe.1 2 Ungefähr gleichzeitig legte ein Finanz­mann, ein gewisser Levi, dem Generalgouvernement ein Projekt für eine Klassenlotterie (5 Klassen mit 150.000 Losen) vor. Das Ansinnen rief zwar im Höchsten Rat in Wien Widerstand hervor, wurde aber trotzdem erfolgreich und großzügig in der heute noch gebräuchlichen Form (Klassen, Teilung der Lose, kein Zwang, sich an sämtlichen Klassen zu beteiligen, System der Freilose bei Gewinnsten in den Anfangsklassen und Verlegung der Hauptchancen auf die letzte Klasse) angewandt. Ja eine genauere Be­trachtung der Prospekte der niederländischen Klassenlotterie eröffnet sogar im Vergleich zu den heutigen Glückspielen dieser Art für das Publikum ein viel anziehenderes Bild und reichere Aussichten auf Gewinn. 1758 und 1763 versuchte man Lotterien nach englischem System, nämlich in einer Klasse, die aber fehlschlugen. Eine andere Gattung des Glückspiels, die der Bevollmächtigte Minister Graf Cobenzl förderte, war die der Losanleihen, welch letztere nach ver- schiedentlichen Verhandlungen von dem Hofbankinstitut des Gouverne­ments Veuve Nettine garantiert und trotz neuerlichem Widerstreben des Höchsten Rates im Jahre 1756 und in der Folgezeit noch mehrmals ange­wandt wurden. 1759 endlich tauchte in den Niederlanden noch eine dritte Form, das sogenannte italienische (Genueser), heute „Kleine Lotto“ auf, das von einem gewissen Calzabigi in Vorschlag gebracht, ausgearbeitet und 1761 1 Über die Geschichte der Kompanie vgl. unter anderem die S. 327 Anm. 3 genannten Veröffentlichungen Heinrich v. Srbiks und A. F. Pribrams; ferner I. Dullinger, Die Handels­kompanie Österreichs nach dem Orient und nach Ostindien in der 1. Hälfte des 18. Jahr­hunderts in der Zeitschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 7, Freiburg i. Br. 1900; H. Huismann, La Belgique commerciale sous l’empereur Charles VI, La Companie d’Ostende, Bruxelles 1902; E. Baasch, Hamburg und die Companie von Ostende in der Zeitschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 5, 1907; G. H. Hutz, England and the Ostend-Companie in The English Historical Review 22, 1907; H. Pirenne, a. a. O., V., S. 191—200; F. v. Pollack-Parnau, Erste österreichisch-ostindische Handelskompanie 1775—1785 in den Vierteljahrsheften für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 12, 1927. 2 Vgl. Belgien Berichte, Fasz. 63, Cobenzl an Kaunitz, 8. Juni 1754.

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