Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Handschriftenabteilung von Fritz Antonius

I. Geschichte der Sammlung. 153 schichte angeführt werden, welchem daher auch die Bearbeitung der hier­orts verwahrten Manuskripta mit zuversichtlicher Erwartung des besten Erfolges und Nutzens für den Allerhöchsten Dienst Vorbehalten bleibt.“ Es müsse also über die Handschriften ein in alle Einzelheiten eingehender Realkatalog verfaßt werden. Derzeit setze sich die Sammlung aus folgen­den Abteilungen zusammen: Böhmen, Mähren, Schlesien 93 Handschriften, Frankreich, Niederlande, Spanien 62, Italien 42, Lothringen und Elsaß 24, Österreich 299, Polen, Rußland, Türkei 27, Schweiz 20, Teutschland 215, Tirol und Vorderösterreich 137, Ungarn und Nebenländer 118, Universalia 31, Venedig 174, Wolfsberg 13, Salzburg 93 Handschriften; zusammen 1348 Handschriften. Die unmittelbar darauf erfolgte Vermehrung des Archivpersonals machte es in der Tat möglich, „das Feld der Archivarbeiten zu erweitern und namentlich den so bedeutenden Vorrat an Urkunden und Handschrif­ten, der bisher nur meist summarisch verzeichnet war, genau und speziell zu verzeichnen und durch erschöpfende Indizes und Kataloge leicht zu­gänglich zu machen“. So hören wir denn auch bereits im Jahr darauf, daß Baumgartner schon mehrere Diplomatarien mit Sachkenntnis und Bündig­keit ausgezogen und onomastische Register verfertigt habe, und 1843 konnte Chmel berichten, daß seit dem Jahre 1841 neunzehn Kataloge über die vorhandenen Manuskripte, Deduktionsschriften und Bücher angefertigt worden seien und daß der genaue, ins Einzelne sich ausbreitende Manu- skriptenkatalog der Vollendung immer näher rücke. Bisher hätten alle jungen Beamten daran gearbeitet, von nun an sollten jedoch nur Baum­gartner und Meiller damit beschäftigt sein. Im folgenden Jahre trat noch Fiedler hinzu als Bearbeiter der böhmischen Manuskripte, während Baum­gartner zu dieser Zeit bereits „eine beträchtliche Masse von Manuskripten zur Geschichte von Venedig, Tirol, Brixen, Bayern, Norditalien etc. regi­striert und wissenschaftlich extrahiert“ hatte. Die Frucht dieser auch die nächsten Jahre noch fortgesetzten Arbeiten, an denen außer den Genannten auch Em. Nowotny, Rosner u. a. beteiligt waren, entspricht leider in keiner Weise den Erwartungen, die man nach den Worten Reinharts und Chmels füglich daran hätte knüpfen können. Die Zettel füllen zwar eine ganze lange Reihe von Schachteln,1 aber sie erweisen sich bei näherem Zusehen leider fast durchwegs als absolut un- verwendbar. Das Urteil, das Ottokar Lorenz einige Jahre später über diese Arbeit gefällt hat, war zwar sicher hart, aber durchaus nicht unberechtigt: „Ein Katalog besteht über diese Manuskripte so gut wie gar nicht, denn die Zeddel, die hie und da von einem Manuskript zu finden sind, verraten auch keine Ahnung von dem, was Beschreibung eines Manuskripts ist.“ Man kann wirklich im Anblick dieser Zettelkolonnen nur die Unsumme der dar­auf verwendeten Zeit und Mühe bedauern. Der Spiritus rector der ganzen Arbeit war offenbar Chmel, für den die hauptsächlich nach den Diploma- taren angefertigten Zettel als Vorarbeit zu seinen Publikationen allerdings einen gewissen Wert haben mochten. 1 AB. 542 c, 543/1—20, 23—25.

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