Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Urkundenabteilung von Paul Kletler
58 Die Urkundenabteilung. heute noch in den stubenbergischen Schlössern zu Gutenberg und Mureck, einzelne auch im Besitze einzelner Mitglieder des Hauses.1 Die im „Putsch“ vorfindlichen Urkunden sind wohl im Jahre 1470, bzw. 1472 ins kaiserliche Archiv gelangt. Als Hans von Stubenberg, der in die Baumkircherfehde verwickelt war, mit dem Kaiser Frieden schloß, da wurden, wie die in der Abteilung Stubenberg verzeichnete und heute noch im Original im StA. erliegende bezügliche Urkunde vom 30. Juni 1470 besagt, beiderseits die Eroberungen zurückgestellt, nur das Schloß Radkersburg blieb im erblichen kaiserlichen Besitz und der Stubenberger mußte für sich und seine Erben auf dieses Schloß mit allen Gerechtigkeiten und „mit s e i n e n b r i e f e n“ für ewige Zeiten Verzicht leisten. Auch als Hans von Stubenberg, abermals in Konflikt mit dem Kaiser geraten und eingekerkert, bei seiner Haftentlassung am 11. Mai 1472 Urfehde schwören mußte und nun noch weit größere Verluste erlitt als zwei Jahre vorher,2 sind sicher Archivalien in den kaiserlichen Besitz übergegangen. Im Jahre 1565 kamen alle Urkunden dieser Abteilung an Erzherzog Karl; heute befinden sie sich — mit Ausnahme des scheinbar nicht mehr vorhandenen Originals der eben erwähnten Urfehde von 1472 — wieder im StA. und sind im Repertorium XXIV (AB. 406) eingetragen. Kur die Urkunde Kaiser Friedrichs II. von 1237 wurde bereits 1752 von Rosenthal nach Wien gebracht und findet sich daher im Repertorium I (AB. 375). Die umfangreiche Abteilung Schenken von Osterwitz umfaßt rund 250 Urkunden von 1284—1470 (1478) und stellt einen provenienzmäßig fast reinen, geschlossenen Archivkörper dar. Nur eine geringe Anzahl besonders der jüngeren Urkunden kam aus dem kaiserlichen Archiv, vielleicht auch aus anderen Archiven hinzu. Die letzte Urkunde z. B. vom 30. Mai 1478 ist der Verzicht des Hans Schenk von Osterwitz auf die Schlösser Osterwitz, Reineck und Liebenfels gegen Kaiser Friedrich III. Ich erwähne dieses Dokument auch deshalb, weil damals wohl auch die unsere Abteilung bildenden Archivalien dem Kaiser ausgeliefert wurden, wenngleich die Urkunde nichts davon erwähnt. Eigene Untergruppen bilden die Schadlosbriefe und die Kaufbriefe auf die Schenken von Osterwitz und ihre Lehenbriefe. Die ganze Abteilung kam 1565 nach Graz und findet sich heute im wesentlichen im Repertorium XXIV (AB. 406), und zwar die Hauptmasse in dem mit „ad XXIV“ bezeichneten Nachtragsband (AB. 406/4), dessen erste Hälfte das Ortenburger Archiv enthält. Ein Dutzend Osterwitzer Urkunden stehen dann noch im Nachtrag des Österreichischen Repertoriums von Weinkopf (AB. 374 e) — offenbar kamen diese Stücke, da sie nicht in Rosenthals Verzeichnis von 1752 (Anhang von AB. 406/1) enthalten sind, schon frühzeitig, etwa 1620, nach Wien. Da nun die Zahl der Osterwitzer Urkunden im Repertorium ad XXIV 236, im Repertorium XXIV über 100 beträgt, im ganzen also heute in diesen Repertorien etwa 350 Urkunden, d. i. um rund 100 Stück mehr als im „Putsch“, eingetragen sind, so folgt daraus, daß etwa 100 dieser Urkunden (und zwar 1 Siehe Johann Loserth, Das Archiv des Hauses Stubenberg (Veröffentlichungen der historischen Landeskommission für Steiermark XXII, 1906), S. 11. 2 Vgl. derselbe, Geschichte des Hauses Stubenberg, 1910, S. 139 f.