Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Urkundenabteilung von Paul Kletler
Das Wiener Schatzgewölbe. 47 wähnt. Einige Maidburger Urkunden, z. B. Schuldbriefe der Burggrafen Burkhart und Hans auf Wiener Juden vom 16. Nov. und 12. Dez. 1385, hat Putsch übrigens vom Maidburger Archiv abgetrennt und in die Abteilung Partheien Schuldbrief des 4. Bandes eingeteilt. Jedenfalls aber stellt unsere Abteilung nicht das vollständige Archiv der Burggrafen von Maidburg-Hardegg dar, sei es nun, daß schon 1481 einiges in der Hardegg- schen Registratur zurückblieb, sei es, daß beim Verkauf der Grafschaft Hardegg und anderer Güter an die Prueschenken, Freiherrn von Stettenberg 1494 und 1495 auch ein Teil der Archivalien an diese ausgefolgt wurde. Denn noch in dem am Beginne des 18. Jahrhunderts angelegten Inventar der „hochgräflich Hardeggschen Registratur“ finden sich „manche zweifellos von den Burggrafen von Maydburg herstammende ... Acten“.1 Immerhin enthält die Putschabteilung Burggrafen zu Maidburg, Grafen zu Hardeck und Prueschencken den Kern des Maidburgischen Archivs. Besonders hervorgehoben seien Lehenbriefe der Burggrafen von Maidburg von 1321—1483, Urfehden auf die Burggrafen von 1391—1413, Lehenreverse auf sie, Familienurkunden aller Art, der Erbvertrag des Burggrafen Michael mit Graf Ulrich von Cilli von 1454 und, dem Titel entsprechend, auch noch Urkunden, die den dritten Stamm der Grafen von Hardegg betreffen, die Prueschenk, Freiherrn von Stettenberg, seit 1499 Grafen von Hardegg. Ein nicht unbeträchtlicher Teil dieser Urkunden stammt aus dem Archiv der Grafen von Hardegg-Prueschenk, Pfandbriefe, Urteil- und Schirmbriefe, Verweisungen, Schenkungen und Kaufbriefe Kaiser Friedrichs III. und Maximilians I. seit 1478 (Verpfändung der Herrschaft Weitenegg) besonders aus den Jahren 1493—1497, in denen die Grafschaft Hardegg und zahlreiche andere Besitzungen und Rechte den Prueschenken von Stettenberg verliehen und verkauft wurden: 1493 Schenkung von Schloß Ebenfurth, 1494 Verkauf der Herrschaft Stettenberg, 1495 der Herrschaft Starhemberg, des Landgerichtes und Marktes Weickersdorf, 1497 des Schlosses und der Stadt Weitra. Außer den Urkunden über diese Erwerbungen finden wir noch eine Reihe von Pfleg- und Pfandreversen auf die Prueschenk-Hardegg. Im wesentlichen enthält der „Putsch“ aber doch nur Urkunden aus der ersten Zeit dieses dritten hardeggischen Stammes, dessen eigentliches Archiv, da das Geschlecht ja noch heute blüht, niemals ins kaiserliche Archiv gelangte und sich noch in Stetteldorf in Niederösterreich befindet. Um so mehr wurde die Gruppe Prueschenck ergänzt durch Betreffsurkunden aus dem Wiener Schatzgewölbe; sind von den etwa 120 die Maidburger betreffenden Urkunden dieser Abteilung nur ungefähr ein Dutzend habsburgischer Provenienz, so gehören die 60 die Prüschencken- Grafen von Hardegg betreffenden Urkunden etwa zur Hälfte dem Schatzgewölbe an. Standen doch die Prueschenken, besonders die Brüder Sigmund und Heinrich, jener als Kämmerer und Hofmarschall, dieser als Pfleger der Donauveste Sarmingstein, in engen und vielfältigen Beziehungen zu Kaiser Friedrich III. und besonders zu Maximilian I.; 1482 kam das Truchsessenamt in Steyr, 1486 das oberste Erbmundschenkenamt in Öster1 Siehe Nagl a. a. 0. S. 88.