Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Urkundenabteilung von Paul Kletler
Das Wiener Schatzgewölbe. 45 der ortenburgischen Urkunden enthält, findet sich eine nicht unbeträchtliche Zahl solcher im „Putsch“ fehlender Urkunden. Auch aus dem Archiv der „Neugrafen“ von Ortenburg (Salamanca) sind z. B. noch etwa 10 Urkunden (bis 1597) hinzugekommen. So ist also heute das Archiv der Grafen von Ortenburg im StA. vollständiger beisammen als zur Zeit Putschens im alten Wiener Schatzgewölbe. Allerdings ist das Archiv heute in drei Repertorien zu suchen: Es sind nicht nur, wie wir hörten, etwa 50 Urkunden im Repertorium I (AB. 375) eingetragen, sondern auch die 1784 nach Wien gekommenen Urkunden hat man nur zum Teil — etwa 80 Stück — in das eigentliche Repertorium XXIV (AB. 406) eingetragen, während für den 174, bzw. mit den salamankischen Urkunden 185 Stück umfassenden Hauptteil des Ortenburgischen Archivs (und noch für die Urkunden der Schenken von Osterwitz r) ein eigenes Repertorium „ad XXIV“ (AB. 406/4) angelegt wurde. Im ganzen zählt also das heute im StA. verwahrte Archiv der Grafen von Ortenburg über 300 Urkunden. Es folgen nun einige ganz kleine Gruppen — L a i t e r (d. i. della Scala, nur ein Stück), Carraria (1373—1425), Graven von Sryn (d. i. Zrínyi) und Canischa (1506—1522) —, die im allgemeinen nach dem Betreff (zum Teil Aussteller) benannt sind und Schatzgewölbeurkunden enthalten; nur die letzte dieser Gruppen enthält Urkunden aus dem Archiv des hochadeligen Geschlechtes von Kanizsay, das 1532 mit Franz K. erlosch. Die nächste Abteilung, Heunburg, enthält, etwas über 20 Urkunden von 1239—1321 umfassend, den Kern des im Jahre 1322 von den Grafen von Cilli geerbten Archivs der in dem genannten Jahre erloschenen Grafen von Heunburg. Es kam wohl zugleich mit dem Cillischen Archiv nach Wien, wo Putsch nur vier Urkunden aus dem kaiserlichen Schatzgewölbe hinzugab: zwei Pfandurkunden, einen Verzicht und einen Dienstrevers von 1286, 1287, 1293 und 1312 auf Herzog Albrecht I. von Österreich und auf Friedrich den Schönen. Ein Teil der Heunburger Urkunden findet sich in der Abteilung Obernburg im Band 2 des „Putsch“. Im Jahre 1565 kamen die meisten Heunburger Urkunden nach Graz; sie sind daher heute größtenteils im Repertorium XXIV (AB. 406) eingetragen. Einige wenige nur behielt man in Wien zurück, ohne daß, da es sich um reine Heunburger Familienurkunden handelt, ein Grund dafür ersichtlich wäre; sie stehen, obzwar sie nicht das Haus Österreich betreffen, im österreichischen Repertorium von Weinkopf (AB. 374 e) und heute im Repertorium I (AB. 375). Hier findet sich auch der im Repertorium XXIV (AB. 406) fehlende restliche Teil der 1565 nach Graz gebrachten Urkunden. Da es sich um Urkunden handelt, die besitzrechtlich für das Haus Österreich von großer Wichtigkeit waren, wie die Verzichtsurkunden des Grafen Ulrich von Heunburg und seiner Gemahlin Agnes vom 22. Okt. 1279 und vom 22. Juni 1287 um alle Güter in Österreich und Steiermark, liegt der Grund, warum bereits Rosenthal, in dessen Verzeichnis von 1752 diese Urkunden stehen, sie nach Wien brachte, hier klar zutage. 1 Siehe die Ausführungen über die Abteilung Schenken von Osterwitz.