Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Urkundenabteilung von Paul Kletler
Das Wiener Sehatzgewölbe. 43 sind bereits im Österreichischen Repertorium von Weinkopf (AB. 374 e) und dann im Repertorium I (AB. 375) eingetragen;1 etwa 30 dieser Urkunden wurden jedoch von Weinkopf, weil sie von Kaiser Sigismund, dem Agramer Kapitel und anderen ungarischen Ausstellern herrühren, dieses „ungarischen Betreffs“ wegen in das Ungarische Repertorium (AB.428) eingetragen und sind daher heute im Repertorium XVI (AB. 399) zu finden.1 2 Endlich sei noch erwähnt, daß sich bei diesem cillischen Bestand auch noch zwei „Bücher“ eingetragen finden, die offensichtlich erst in Wien im Zusammenhang mit dem Anfall des cillischen Erbes an Österreich und den damit gegebenen praktischen Bedürfnissen auf Befehl Kaiser Friedrichs III. zusammengestellt sind: ein Lehenbuch der Grafschaften Cilli und Orten- burg vom Jahre 1458, eingetragen in der Untergruppe Lehenbriefe, und ein Buch mit den Jahreszahlen 1458 und 1472, enthaltend die Händel bei der Einnahme der Grafschaften Cilli und Ortenburg nach dem Tode Graf Ulrichs, des letzten Cilliers, sowie die das cillische Erbe — Lehen und Beamte — betreffenden Verträge und andere Urkunden [heute Hs. Böhm (AB. 446) 1083]. Die nächste Abteilung des 3. Putschbandes, bzw. der putschischen Archivordnung bildet das Archiv der Grafen von Ortenburg. Es ist zugleich mit dem Archiv der Grafen von Cilli ins Wiener Schatzgewölbe gekommen. Denn beim Erlöschen des Geschlechtes der Ortenburger im Jahre 1420 waren ihre Besitzungen und mit diesen wohl auch das Archiv durch Erbgang an die Grafen von Cilli gelangt. So war also zu Putschs Zeiten das Ortenburger Archiv schon über ein Jahrhundert dem Leben und der Veränderung entrückt. Die Cillier benützten die ortenburgischen Urkunden wohl selbstverständlich für die Verwaltung des neuerworbenen Besitzes, ließen aber das Archiv offenbar als in sich abgeschlossenen Körper bestehen. Denn nur so erklärt es sich, daß auch Putsch die Archive der Grafen von Cilli und von Ortenburg — wie übrigens auch noch die aus ortenburgischem, bzw. cillischem Besitz stammenden Archive der Grafen von Sternberg und der Grafen von Heunburg — im wesentlichen unver- mengt, gesondert aufstellte und als gesonderte Abteilungen repertorisierte. Infolge dieser Schicksale stellt die Abteilung Grafen von Ortenburg das provenienzmäßig einheitliche, so gut wie völlig reine und wohl ziemlich vollständige gräflich Ortenburgische Archiv dar, das mit seinen mehr als 300 Urkunden die Zeit von 1228—1418 umfaßt. Es zerfällt in ähnliche Untergruppen wie das Cillische Archiv. Erwähnt seien aber nur die Gruppen Lehenreverse und Kaufbriefe auf die Grafen von Ortenburg als die umfangreichsten sowie wegen ihrer Wichtigkeit die Gruppe Römisch Reich, welche Kaiserurkunden von 1238—1402 von Kaiser Friedrich II. 1 Im Repertorium I (AB. 375) finden sich aber auch Urkunden cillischer Provenienz, die Rosenthal nicht mitgebracht hat, die also schon früher, wohl 1620, nach Wien geholt worden waren; diese und die von Rosenthal gebrachten Urkunden sind Dokumente, die, wie etwa der cillische Vermächtnisbrief vom 20. Juni 1432, für die Habsburger als Besitztitel besondere Bedeutung hatten. 2 Ein Verzeichnis dieser cillischen Urkunden des Repertoriums XVI enthält der Akt Reg. des StA. Z. 141/1861.