Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Urkundenabteilung von Paul Kletler

28 Die Urkundenabteilung. Im Jahre 1565 kam der Kern des Görzer Archivs nach Graz an Erz­herzog Karl. In Wien verblieben als „Communia“ die von Putsch abge­sonderten Urkunden, die, wie schon ausgeführt wurde, im 3. und auch im 1. Band des Putsch-Repertoriums eingetragen waren, sowie die meisten Stücke der Unterabteilung Pünndtnüs u. Vertrag im 2. Putschband (Ab­teilung Altgrafen von Görz). Auch nach Innsbruck kam eine Anzahl von Urkunden. Diese 1564 nach Innsbruck gekommenen sowie die bereits von Putsch dort zurückgelassenen Görzer Urkunden enthielten keineswegs alle nur Tiroler Betreffe; selbst aus der im allgemeinen ganz nach Wien gekom­menen wichtigen Abteilung Pündtnüs u. Vertrag war eine Urkunde, der Vertrag Erzbischof Pilgrims von Salzburg mit Graf Meinhard von Görz von 1373 in Innsbruck geblieben. Mit der Gründung des StA. beginnt das Rückströmen der Görzer Ur­kunden nach Wien: 1751 bringt Rosenthal eine Anzahl — darunter einen Teil der von Putsch zurückgelassenen — aus Innsbruck (Verzeichnis bei Reg. d. StA. Z. 6/1751) und von den Urkunden, die Rosenthal 1752 aus Graz brachte (Anhang von AB. 406/1), stammt der größte Teil aus den Ar­chiven der Grafen von Görz und von Cilli.1 Nimmt man noch die als Com­munia überhaupt in Wien verbliebenen Görzer Urkunden hinzu — zu ihnen gehören auch die im Jahre 1754 in der Schatzkammer aufgefundenen1 2 —, so ist es verständlich, wenn Rosenthal im Jahre 1777 unter den Hauptbestän­den des StA. auch die „alten Görzischen und Cillischen“ Archive aufzählt. Im Jahre 1785 kann der damalige Direktor des Archivs, Abbé Schmidt, aus den im Jahre vorher nach Wien gebrachten Urkunden des Grazer Schatz­gewölbes, mit denen auch die in Graz befindlichen Görzer Archivalien mit­gekommen waren, „die 6 Friauler Carlieren“ mit 107 Urkunden mit der Begründung für das StA. beanspruchen, daß sich dort „ohnehin schon in beträchtlicher Zahl Görzer Urkunden befinden, die durch die neuerdings hieher gebrachten ergänzt würden“. Und Klang schreibt in seinem Bericht vom 11. Dez. 1784, bereits Rosenthal habe Urkunden aus diesen Friauler Karlieren nach Wien gebracht; es sind die früher erwähnten Görzer und Cillier Urkunden. Alle diese bis zum Jahre 1785 ins StA. gekommenen Görzer Urkunden nahm natürlich Weinkopf in das Österreichische Archiv­repertorium (AB. 374 e) auf, sie sind heute im Repertorium I (AB. 375) zu suchen. Die 1806 aus Innsbruck nach Wien gekommenen Görzer Urkunden — darunter wieder ein Teil der von Putsch in Innsbruck zurückgelassenen und in seinem Repertorium mit Ringen bezeichneten —■ sind im Reper­torium II (AB. 378/1—3) eingetragen (etwa 40 Stück). Der Hauptteil des alten Görzer Archivs aber, der, wie wir hörten, 1565 nach Graz gekommen war, kam bei seinem Rücklangen nach Wien im Jahre 1784 nicht ins StA. — hieher kamen, wie erwähnt, nur 107 Urkunden —, sondern ins Archiv der Hofkammer und wurde erst im Jahre 1851 zusammen mit dem Haupt­teil des Grazer Schatzarchivs dem StA. übergeben; die meisten Urkunden 1 Verzeichnis bei Reg. des StA. Z. 25/1752. 2 Reg. des StA. Z. 23/1754. Über die Schatzkammer vgl. Moriz Dreger, Baugeschichte der k. k. Hofburg, S. 172—178, 289 Anm. 359 und Abb. 111—113.

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