Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Urkundenabteilung von Paul Kletler

Das Wiener Schatzgewölbe. 27 lungsvertrages von 1271 hauptsächlich drei Pakete mit der Aufschrift „auf Graf Meinhart“. Es handelt sich hier um die gleichen Archivalien, auf die sich auch eine Note der Hofkanzlei an die Staatskanzlei vom 24. April 1806 bezieht, in der es heißt, daß selbst jene (nämlich aus Innsbruck geflüchte­ten) Urkunden, die in Päckchen gebunden sind, vielfach sehr unbestimmte Aufschriften hätten, z. B. „Auf Graf Meinhard von 1250—1280“; diese auf Meinhard ausgestellten Urkunden stammen nun allerdings aus dem Archiv des noch ungeteilten Hauses und ab 1271 aus dem der Tiroler Linie, nicht aber aus dem der Görzer Linie, das uns hier interessiert. Das Reper­torium II (AB. 378/1—-3) des StA., in das diese 1806 aus Innsbruck gekom­menen Urkunden eingetragen wurden, belehrt uns jedoch, daß die „Lade Görz“ auch Urkunden der Görzer Linie enthielt, und zwar besonders aus der Registratur des Letzten dieser Linie, des Grafen Leonhard (z. B. 1. Juli 1490, 18. Juni 1492 Markgraf Friedrich von Brandenburg ersucht Grafen Leonhard um ein türkisches Pferd gegen einen erwachsenen Hengst, 19. Juni 1492, 6. März 1493 die Innsbrucker Regierung ersucht Grafen Leonhard, einen gefangenen Fischer samt dem Garn dem Bischof vonBrixen ledig zu geben u. a.). Andere Urkunden aus dem Archiv dieses Grafen wurden bereits von Rosenthal im Jahre 1752 aus Graz, vielleicht auch einige 1751 aus Innsbruck nach Wien gebracht und finden sich daher be­reits im Repertorium I (AB. 375). Ebenso waren zur Zeit des Putsch auch noch Görzer Urkunden in Graz; denn von den Urkunden, die Rosenthal 1752 aus Graz brachte (siehe Anhang von AB. 406/1), findet sich nur ein Teil im „Putsch“ — diejenigen, die bei der Teilung von 1564 an Erzherzog Karl gekommen waren —, die übrigen waren offenbar niemals in Wien gewesen, sondern direkt von Innsbruck (1578, siehe Mayr, a. a. O. 155) oder anderswoher nach Graz gekommen. Auch unter den Urkunden der „6 Friauler Carlieren“, die 1784 aus Graz nach Wien kamen,1 waren solche, „so nicht in den Maximilianischen Register-Büchern vom Jahre 1565 Vor­kommen“ (d. i. in der 1564/65 angefertigten Abschrift des Putsch == AB. 334).2 Schließlich gibt es auch noch Urkunden aus den Registraturen der Görzer Linie, die weder im „Putsch“ stehen noch scheinbar überhaupt nachzuweisen sind. So ist vom Archiv Alberts IV. v o n G ö r z schon seit der Teilung von 1342 und dann seit der Teilung von 1364, durch die Graf Albert IV. eine selbständige Linie gründete, die allerdings schon mit ihm 1374 erlosch, so gut wie nichts im Putsch-Repertorium zu finden: 5 Lehen-, bzw. Dienstreverse und Lehenbriefe von 1343, 1362 und 1367 sind alles; und da auch bis heute im StA. nichts Wesentliches dazugekommen ist, so muß man annehmen, daß das Archiv Graf Alberts IV., als bei dessen Tod 1374 dessen Erbe (Mottling, Gebiete auf dem Karst und die Grafschaft Istrien) den Habsburgern zufiel, nicht nach Wien gebracht wurde. Viel­leicht kam es damals oder 1379 nach Graz an Herzog Leopold III., zu des­sen Länderteil die geerbten Gebiete gehörten. 1 Siehe S. 28 und später bei den Ausführungen über das Grazer Schatzgewölbe. 2 Bericht des Hofkanzleiadjunkten Klang an die Hofkanzlei vom 11. Sept. 1784, Reg. des StA. Z. 2/1785.

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