Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Handschriftenabteilung von Fritz Antonius

244 Die Handschriftenabteilung. skriptes, aus denen hervorgeht, daß bis zum 20. April 1749 die Kapitel über die Jahre 1700—1705 bereit waren. Auch die prächtig gebundene Handschrift Böhm 670 gehört zu den „Narraciones“. Es ist eine Maria Theresia gewidmete Sonderabschrift von drei Abschnitten der Erzählungen über das Jahr 1708, die die Hochzeitsfeier Karls III. (VI.) in Barcelona schildern. In der — undatierten — Widmung erwähnt Castellvi, daß er mehr als 30 Jahre an den Narraciones gearbeitet habe. Die Handschrift Suppl. 977 endlich, eine Abhandlung über die Rechtschreibekunst von Don Juan de Palafox y Mendoza, Bischof von Osma (1654—1659), stammt nach einem über dem Titel angebrachten Vermerk aus dem Besitze Castell vis. Cobenzl. Drei Angehörige dieses erloschenen gräflichen Geschlechtes sind mit Teilen ihres Schriftennachlasses in unserer Sammlung vertreten: Johann Freiherr von Cobenzl zu Prossegg, Deutschordensritter und Landkomtur zu Laibach usw., oberster Kanzler und Kammerpräsident des Erzherzogs Karl in Graz,1 Karl Philipp Graf Cobenzl, bevollmächtigter Minister und Leiter der Verwaltung in den österr. Niederlanden,1 2 und Johann Philipp Graf Cobenzl, der letzte seines Geschlechtes, gestorben 1810.3 Aus dem Nachlaß des ersteren stammen die beiden Bände Suppl. 929, enthaltend Orginalaktenstücke, die sich auf die Mission Cobenzls nach Ruß­land im Jahre 1575, nach Konstantinopel 1577 und 1583, nach Rom 1579 und 1593, ins Reich 1582 und 1585, auf die Verrichtung Cobenzls beim Erzherzog Matthias wegen der Teilungsverhandlungen, auf die Wahl Erz­herzog Maximilians zum Hoch- und Deutschmeister, endlich auf Cobenzls Sendungen zum Kaiser 1581 und 1592 beziehen. Die beiden bemerkens­werten Bände, offenbar ein Teil des Einlaufes Cobenzls in der Zeitspanne von 1575—1593, fanden sich im gräflich Coroninischen Archiv im Schloß Cronberg bei Görz. Sie waren von dort im Frühjahr 1884 nebst vier weite­ren Bänden dem Kriegsarchiv zwecks wissenschaftlicher Nachforschungen zur Verfügung gestellt und von diesem dem StA. zur Einsichtnahme mitge­teilt worden. Es mußte sich bei diesen Cobenzlschen Schriften um Teile eines sehr umfangreichen Nachlasses handeln, denn die Bände trugen die Bezeichnung: Volumen 9, 10, 11, 15, 48 und 51. Leider bezeichnete die Archivdirektion damals nur die beiden ersten Bände (9 und 10) als für das StA. von Wert, während sie den vier anderen nur „lokales oder höch­stens provinziales Interesse“ zubilligte. Die letzteren wurden denn auch dem Kriegsarchiv zurückgestellt und nur bezüglich der ersten beiden der Wunsch ausgesprochen, sie und eventuell vorhandene weitere Bände glei­chen Inhaltes für das StA. zu erwerben. In der Tat ließ sich auch der Besitzer, Graf Christoph Ernst Coronini-Cronberg, nach einigen Verhand­lungen bereitfmden, die beiden Bände unentgeltlich dem StA. zu überlassen, wofür ihm der Allerhöchste Dank ausgesprochen wurde. Über das Schick­1 Er lebte ca. 1540 bis nach 1600; vgl. über ihn Groß, Gesch. d. deutschen Reichs­hofkanzlei, S. 359ff. (dort a. Literaturang.) und Wisgrill, Niederösterr. Adel, Bd. 2, S. 95. 2 Geb. 1712, gest. 1770; vgl. Wurzbach, Bd. 2, S. 389f. und unten die Ausführungen Schmids über die belgische Abteilung. 8 Vgl. Wurzbach, Bd. 2, S. 391 f.

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