Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Handschriftenabteilung von Fritz Antonius

II./7. Castelvi — Dumont. 245 sal der übrigen Bände und des vielleicht noch vorhanden gewesenen weite­ren Nachlasses Johann Cobenzls ist hier nichts bekannt geworden. Bezüglich der von den oben genannten anderen beiden Cobenzl her­rührenden Bände ist nicht viel zu sagen. Das Heft Böhm 1061 „Extráit des négociations de S. E. M. le Comte Charles de Cobenzl depuis 1742 jusqu’en 1752“ ist den Akten der Staatskanzlei entnommen und dort bei den Varia politica eingeteilt gewesen. Es wurde später nach einer Aus­hebung irrtümlich als Suppl. 446 in das Supplement eingeteilt, so daß es in den Handschriftenverzeichnissen von Böhm (AB. 448) jetzt doppelt erscheint. Aus der Feder des letzten Grafen Cobenzl stammt der Band Suppl. 1090, eine Selbstbiographie Johann Philipps, betitelt: „Souvenirs des differentes epoques de ma vie.“ Er ist modern gebunden und scheint ebenfalls bis in die jüngste Zeit den Akten der Staatskanzlei oder des Kabinettsarchivs angehört zu haben. Sicheres ließ sich über seine frühere Einteilung, die Zeit und Art seiner Erwerbung nicht ermitteln. Dumont.1 Unter dem Namen Sammlung Dumont begreift Böhm in seinem Supplement unter Nr. 383 eine Reihe von 33 Bänden historischer Collecta- neen, die zum überwiegenden Teil aus Abschriften des ausgehenden 17. und des beginnenden 18. Jahrhunderts bestehen. Die Vorlagen dieser Ab­schriften und die immerhin ziemlich zahlreichen, darunter vorkommenden Original-Aktenstücke entstammen den verschiedensten Archiven nicht nur Österreichs, sondern nahezu ganz Europas. Dem Wesen nach handelt es sich um eine Materialsammlung zur Geschichte Kaiser Karls VI. und des Erzhauses Österreich. Die Sammlung steht in unmittelbarem Zusammen­hang mit der Aktenabteilung „Collection diplomatique“ (Bd. I. S. 594) und es kann daher bezüglich ihrer Anlage und ihres Zustandekommens auf jene Darstellung verwiesen werden. Über den Schöpfer des großzügigen Sammelwerkes, Johann Franz Dumont Freiherrn von Carlscroon, zirka 1656—1726, einen gebürtigen Franzosen, Hofhistoriographen Kaiser Karls VI., gibt die „Biographie universelle ancienne et moderne“, Paris 1814, Band 12, S. 229 ff., einigen Aufschluß. Außerdem enthält auch das Freiherrndiplom für Dumont vom 24. Mai 1723, dessen Konzept in der Gratialregistratur (Staatsarchiv des Innern und der Justiz) erliegt, ver­schiedene biographische Angaben, die sich jedoch zum Teil nicht ganz mit denen der „Biographie universelle“ decken. Und schließlich finden sich einige Nachrichten über Dumonts Leben und Werdegang in unserer Handschrift Suppl. 994, die eine Anzahl Bittschriften enthält, die Dumont in den Jahren 1714 und 1715 an den Kaiser und an den Hof­kanzler Grafen Sinzendorf gerichtet hat. Der „Biographie universelle“ zu­folge wäre Dumont im 17. Jahrhundert in Frankreich geboren und hätte seine öffentliche Laufbahn im französischen Militärdienst begonnen. Da er aber dort das rasche Avancement nicht gefunden, das er sich erhofft hätte, habe er den Dienst quittiert und wäre auf Reisen gegangen. Schilderungen 1 Vgl. ßd. I S. 15* Anm. 5 und insbesondere den dort angeführten Aufsatz von St. Verosta; ferner oben S. 140.

Next

/
Oldalképek
Tartalom