Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Handschriftenabteilung von Fritz Antonius
II./7. Burgklehner — Castellvi. 243 So begnügte man sich in Innsbruck späterhin mit der Erwerbung einer vollständigen und genauen Abschrift des Burgklehnerschen Werkes. Man besaß beim Innsbrucker Gubernium bereits eine Kopie des 1. Teiles und trat nun zunächst an das StA. heran um Übermittlung einer genauen Inhaltsangabe des Originals, um die Vollständigkeit der Innsbrucker Abschrift nachprüfen zu können. Da die Archivdirektion es im Hinblick auf die zahlreichen eingestreuten Bilder und Tabellen für angezeigt hielt, daß das Innsbrucker Gubernium selbst die Abschrift der übrigen Teile des Werkes besorge, wurden sodann im Lauf der nächsten Jahre jeweils zwei bis drei Bände nach Innsbruck entlehnt. Erst 1830 war die ganze Aktion abgeschlossen. Bei den späteren Archivalientauschen mit Innsbruck in den Vierziger- und Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts war von einer Rückstellung des „Burgklehner“ keine Rede mehr. Erst in jüngster Zeit, im Frühjahr 1920, wurden die aus dem Band 8 stammenden Ansichten von Hall und Kufstein in der Vitrine im Vorraum des Direktionszimmers zur dauernden Ausstellung gebracht. Castellvi.1 Als Verfasser, bzw. Eigentümer der Handschriften Böhm 669, 670, Suppl. 977, 987 und 1206 wird Don Francisco de Castellvi genannt. Über ihn erfahren wir aus dem Titel von 669 und aus der Widmung von 670 folgendes: Er war aus der Stadt Montblanch (Provinz Tarragona) gebürtig, gehörte an der Universität Lerida dem Kollegium der „Cavalleros de la Purissima Concepcion“ an und war 1713/14 Hauptmann (Capitán) im Bürgerregiment von Barcelona, genannt „La Coronela“. Castellvi dürfte dann vermutlich im Gefolge Karls VI. nach östereich gekommen sein und scheint hier später in Graz gelebt zu haben. In der erwähnten Widmung sagt er, daß ihm bereits zweimal, 1741 und 1742, in Graz die Gnade zuteil wurde, sich der Königin nahen und ihr sein Werk „Narraciones Historicas“ vorlegen zu dürfen. Das ermutige ihn, der Herrscherin auch diese Schrift zu unterbreiten. Über die Einlieferung der Bände ins StA. fehlt jeder Nachweis. Sie dürften wohl im Wege der Hof-(Staats-)kanzlei übernommen worden sein. Im Einzelnen ist dazu zu bemerken, daß von den aufgezählten Manuskripten Böhm 669, Suppl. 987 und Suppl. 1206 in besonders engem Zusammenhang stehen. Alle drei sind Niederschriften der „Narraciones historicas desde el ano 1700 hasta el ano 1725“, und zwar sind die sechs Bände Böhm 669 das Originalkonzept des Werkes, dem im Band 5 die Abschrift der vom kaiserlichen Rat Franz Segura ausgestellten Druckerlaubnis de dato Wien 16. Nov. 1749 beigefügt ist. Suppl. 987 ist eine Abschrift oder vielleicht besser Reinschrift, die in der Verteilung und Anordnung des Stoffes einige Verschiedenheiten gegenüber dem Konzept (669) aufweist, sonst aber inhaltlich vollkommen mit ihm übereinstimmt. Die in Suppl. 987 fehlende Partie über Karl II. endlich, bildet nebst einigen Blättern mit Notizen die Handschrift Suppl. 1206. Das erste Blatt trägt die Überschrift „Manuscritos historicos que son y pertenecen a Don Francisco de Castellvi“, ferner auch verschiedene Vermerke über die Fertigstellung des Manu1 Verfaßt unter Mitwirkung von Robert v. Lacroix. 16*