Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Handschriftenabteilung von Fritz Antonius

221 Lilienfeld in Niederösterreich. Aus dem Kloster Lilienfeld besitzt das StA. nur zwei Handschriften, und zwar Böhm 58, ein Diplomatar des 15. Jahrhunderts, überschrieben „Codex secundus Privilegiorum Campililiensium“, und Böhm 71/1, 2, eben­falls ein Diplomatar, dessen Entstehung wohl Ende des 17. Jahrhunderts anzusetzen ist. Die erstere Handschrift erhielt das StA. mit einer größeren Anzahl von Originalurkunden und dem ältesten Rechnungsbuch des Stiftes schon vor der Aufhebung desselben im Mai 1786, es erscheint in dem Rezepisse als „Chartularium Campililiense No. 2“. Nach der Wiederherstellung des Stiftes wurde zwar ein großer Teil der Urkunden und, wie es scheint, auch das Rechnungsbuch am 21. Jan. 1791 zurückgestellt, das Diplomatar aber verblieb im StA. Die Handschrift Böhm 71, ursprünglich ein einziger Codex, der erst im StA. in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in zwei Bände geteilt wurde, stammt aus dem Nachlaß Prandau,1 aus dem sie Freiherr von Hor- mayr, der eben damals mit der Sammlung der Klosterarchive beschäftigt war, reklamiert hatte. Die Angaben, die Hormayr bei dieser Gelegenheit macht, der Band hätte zu den berühmten Handschriften des Grafen Jörger, Vertrauten Kaiser Leopolds L, gehört und — an anderer Stelle — er wäre dem Hofbibliotheks- Kustos Schwandtner „zu mehreren ihm Allerhöchst aufgetragenen Elabo­raten über verschiedene Staatsinteressen“ aus dem StA. ausgefolgt worden, lassen sich nicht mehr nachprüfen. Ist das letztere richtig, so müßte man annehmen, daß auch Böhm 71 schon im Jahre 1786 ins Archiv gelangt ist, obwohl die Handschrift in dem damaligen Rezepisse nicht erscheint. Wahr­scheinlicher dürfte jedoch sein, daß sie Baron Prandau als Repräsentant des Herenstandes bei der niederösterr. Regierung, die ja das Lilienfelder Archiv zunächst übernommen hatte, erhoben und seiner Sammlung im kurzen Wege einverleibt hat. Mauerbach in Niederösterreich.1 2 Aus diesem ehemaligen Karthäuserkloster finden sich in unserer Sammlung fünf Handschriften, deren erste Böhm 57, Chronicon Mauer- bacense, collectum per F. Leop. Brenner 1669, bereits im Jahre 1749 aus der Hofbibliothek ins StA. gelangt ist;3 sie trägt auf dem Titelblatt den Vermerk Catal. Lambec. pag. 55. Der Band scheint später von Baron Prandau „entlehnt“ worden zu sein, da ihn Hormayr 1811 aus dessen Nach­laß reklamierte.4 Die nächsten beiden Handschriften gehören zusammen. Es sind Böhm 165 und 166, die erstere ein Diplomatar des 18. Jahrhunderts, die zweite chronikalische Aufzeichnungen des P. Placidus Schwesinger aus den II./6. b). a) Österreich. Klöster: Geras i. N.-ö. — Mauerbach i. N.-ö. 1 Siehe unten Abschnitt Sammlungen, Prandau. 2 Vgl. unten die Ausführungen Latzkes. 3 Vgl. unten Abschnitt Handschriften aus der Hofbibliothek. * Vgl. unten Abschnitt Sammlungen, Prandau.

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