Inventare Teil 5. Band 5. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1937)
Kabinettsarchiv von Fritz von Reinöhl
214 Kabinettsarchiv. nichtet werden sollte;1 jener eine Faszikel aber wurde auf Befehl des Kaisers in der Kabinettskanzlei zurückbehalten, da er wegen seines Inhaltes — er barg vornehmlich Briefe der Erzherzogin Marie Louise und des Erzherzogs Ferdinand an Erzherzog Rainer, verschiedene Akten über parme- sanische Verwaltungsangelegenheiten und Chiffernschlüssel — als zur Abgabe an das Kabinettsarchiv ungeeignet erachtet wurde.1 2 Im Kabinettsarchiv wurde der Nachlaß den älteren Kabinettsakten angereiht.3 1865 wurde hievon ein kleiner Teil — ein Bündel mit Akten der Sektion der militärischen Geschäfte und Kriegsoperationen der erzherzoglichen Kanzlei, die des Erzherzogs Tätigkeit in Tirol 1848 betrafen — dem Kriegsarchiv übergeben.4 1866 wurde der Direktionsadjunkt Anton Mayerhofer beauftragt, die Erzherzog Rainerschen Akten zu bearbeiten, d. h. zu ordnen, in Stückverzeichnissen aufzunehmen und zu indizieren. Diese Arbeit, bei welcher Mayerhofer die Akten scheinbar faszikelweise ordnete und die Faszikel durchlaufend numerierte, war schon über die Hälfte gediehen,5 als ihr durch die Auflösung des Staatsratsarchivs, in welches das Kabinettsarchiv übergegangen war, und durch seine Übergabe an die Kabinettskanzlei ein Ende gesetzt wurde.6 Der Nachlaß scheint im Kabinettsarchiv, welchen Namen das Archiv neuerdings erhielt, zunächst bei den Diversa eingeteilt worden zu sein7 und verblieb vorerst unberührt. Leider entschloß sich der Direktor des Kabinettsarchivs Fischer später, den Nachlaß zum Großteil aufzulösen. Alle Akten, welche bei der Zentralregierung erledigte Angelegenheiten betrafen, wurden nämlich dem Nachlaß entnommen und den entsprechenden Geschäftszahlen der Staatsrats-, Kabinettskanzlei-, Konferenz- und Minister Kolowrat-Akten beigelegt. Ein Teil mit Berichten Radetzkys aus dem Jahre 1848 wurde von Fischer verzeichnet und den Staatskonferenzakten dieses Jahres angereiht.8 Durch diese Ordnungsarbeit, welche 1876 beendet war, war der Nachlaß des Erzherzogs so zerschlagen worden, daß nur mehr 4 Faszikel mit Akten, die Fischer nicht anderwärts einteilen konnte, übriggeblieben waren.9 Fischer ordnete auch 1 Keichsrat Präs. 104/1853, beiliegend ein Verzeichnis der übergebenen Akten, das sich als Abschrift des Thielschen Verzeichnisses mit Ausnahme jenes éinen Faszikels darstellt. 2 Vermerk auf Seite 9 des Thielsehen Verzeichnisses. 3 Vermerk im Protokoll der Kegistratursdirektion des Kabinettsarchivs unter Nr. 136, OAKA. Kart. 1. * Staatsrat Präs. 60, 69/1865. Ein Verzeichnis dieser Akten betitelt „Protokoll der Kanzlei S. kgl. Hoheit des Erzherzogs Vizekönigs Rainer, Sektion der militärischen Geschäfte und Kriegsoperationen . . . 1848“, welches jedoch kein Geschäftsprotokoll, sondern wohl nachträglich angelegt ist, in OAKA. B. III., Kriegsarchiv. 5 Die Nummern wurden mit roter Tinte oben in die Mitte des Blattes geschrieben und ab und zu noch ein kapitales R beigesetzt. Über diese Ordnungsarbeiten siehe Staatsrat Präs. 6, 128/1867, 13/18686 Der Übergabeakt zählt 24 Faszikel, Staatsrat Präs. 52/1868. Direktionsakten des Kabinettsarchivs 10/1886; die Zahl scheint jedoch nach dem Bericht der Kabinettsarchivdirektion vom 11. Nov. 1868 (9/KAD.in Kabinettsarchivdirektionsakten), welcher 30 Faszikel angibt, nicht richtig zu sein. 7 Siehe den ebengenannten Bericht. Es ist nicht ganz sicher, ob die in ihm vorgeschlagene, vom Kabinettsdirektor genehmigte Neuaufstellung durchgeführt wurde. 8 Angaben Fischers in seinem später zu nennenden Verzeichnis. 9 Heute Fasz. (Kart.) 1, 2, 4, 5 des Nachlasses.