Inventare Teil 5. Band 5. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1937)
Kabinettsarchiv von Fritz von Reinöhl
144 Kabinettsarchiv. gestorbenen Assessors der Septemvirali afel Hof rates Johann Nemeth, der einige Zeit das Direktorat derselben versah. Nach Nemeths Tod, am 16. Febr. 1807, übersandte Johann von Nemeth, wohl ein Nachkomme des Verstorbenen, die auf der Besitzung jenes in Virkelet aufgefundenen Akten, die zum Großteil Hochverratsangelegenheiten betrafen, mit einem genauen Verzeichnisse der Kabinettskanzlei; zugleich stellte er die Vorlage der in Nemeths Wohnung in Pest befindlichen Akten in Aussicht.1 Ob diese letztgenannten, von Johann Nemeth in seinem bezüglichen Berichte näher bezeichneten Akten tatsächlich eingesendet wurden, konnte nicht festgestellt werden. Von den erstgenannten behielt Kaiser Franz jene, die Hochverratsangelegenheiten betrafen,1 2 in seinem Handarchiv zurück. Am 23. Juli 1927 wurden die Fasz. 49, 51, 52 (bis auf ein Konvolut) und 55 an Ungarn ausgeliefert. Der Rest der von Johann von Nemeth eingelieferten Akten, welcher verschiedene Gegenstände betraf,3 scheint dem Hofrat und staatsrätlichen Referenten Johann von Somogyi, der neben Izdenczy die Hungarica zu bearbeiten hatte, zur Verwahrung übergeben worden zu sein.4 Sie dürften mit dem Staatsratsarchiv in das Kabinettsarchiv gekommen sein; im Verzeichnis dieses Archivs von 1850 sind sie, zwei Faszikel füllend, noch erwähnt.5 Später dürften sie mit anderen ungarischen Akten vereinigt und mit diesen 1886 an das ungarische Landesarchiv ausgeliefert worden sein;6 das Verzeichnis der älteren Kabinettsregistratur von 1899 weist sie nicht mehr aus.7 Fasz. 53, 54 und 56 entstammen dem Geschäftsgang der ungarischenHofkanzlei. Fasz.66 enthält Drucke und Schriften, welche die Freimaurerei betreffen, sowie Freimaurergegenstände, die 1805 im Nachlasse des Staatsministers Ludwig Grafen von Lehrbach beschlagnahmt worden waren. Fasz. 67 bis 70 und 92 entstammen dem Nachlasse des Grafen Josef Wallis, aus dem sich auch — wie erwähnt — Sprengstücke in dem Fasz. 91 befinden. Die Fasz. 72 und 74—90 entstammen der Polizei- und Zensur hofstelle und dürften wohl auf Befehl des Kaisers ihm abgeliefert worden sein; die Fasz. 98—149 bergen beschlagnahmte Archive von Freimaurerlogen und vereinzelte Akten der Polizei- und Zensurhofstelle, dürften demnach auf dem gleichen Weg wie die eben erwähnten Faszikel in das kaiserliche Handarchiv gekommen sein. Die Provenienz des nicht besprochenen Restes, der Bände 150 und 151, ist nicht festzustellen. Bei den Vertraulichen Akten befanden sich auch 31 Faszikel mit Bittschriften an Kaiserin Karoline Augusta; sie wurden im StA. ausgeschieden und gesondert aufgestellt.8 Vorübergehend war bei den Vertraulichen Akten auch ein Teil (Fasz. I—V) der gleichfalls 1 Bericht Johann Nemeths 16. Nov. 1807, OAKA. B. II., Nemeth. 2 Nr. 1—101 des Nemethschen Verzeichnisses. 0 Nr. 102—113 des Nemethschen Verzeichnisses. 4 Siehe Protokoll der Kabinettskanzlei über die Länderstellen Nr. 56 aus 1807 und Vermerk Fischers vom März 1884, OAKA. B. II., Nemeth. ä OAKA. B. I. Nr. 1, S. 41. 6 Reinöhl, in Archival. Zeitschrift Bd. 36, S. 225. 7 OAKA. B. I. Nr. 3 a. 8 Siehe S. 146.