Inventare Teil 5. Band 5. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1937)
Kabinettsarchiv von Fritz von Reinöhl
248 Kabinettsarchiv. und Herzog Karls von Lothringen 1773 an Lacy, Berichte, Eingaben und Briefe Verschiedener an Lacy 1766—1768 (darunter von Karl Grafen von Zinzendorf über Luxemburg und den Elsaß 1767), Verschiedenerlei Militaria 1766—1775, Fasz. 4—6; VIII., IX. Auswärtige Angelegenheiten, Russischer Krieg, Türkenkrieg, Teilung Polens, Bayrischer Erbfolgekrieg 1770—1791, Fasz. 7, 8; X. Auswärtige Angelegenheiten 1791—1795, Fasz. 9. Faßbenderakten. Johann Matthias von Faßbender wurde 1764 in Trier geboren, studierte in Mainz und Göttingen die Rechte und erwarb hier den Doktortitel. Am 12. Aug. 1790 wurde er zum wirklichen Staatsrechtslehrer an der Universität Trier mit dem Charakter eines Hofrates ernannt und lehrte an ihr vornehmlich Staatsrecht und Reichsgeschichte. 1793 trat er in die Dienste der Reichsarmee; er scheint hier in der Reichskriegskanzlei verwendet worden zu sein, deren Leitung ihm nach einiger Zeit übertragen wurde. Etwa 1797 wurde ihm auch die Leitung des Reichs-General-Kriegs-Kom- missariats1 anvertraut. Faßbender leitete zu dieser Zeit auch das Kundschaftswesen. Erzherzog Karl hatte seine Fähigkeiten so sehr schätzen gelernt, daß er ihn am 8. Febr. 1799 auch zu seinem geheimen Sekretär ernannte. Nachdem der Erzherzog von der Armee abgegangen war, erhielt Faßbender am 27. Mai 1800 die Mitteilung, daß er zum Kanzleidirektor bei der kaiserlichen Prinzipalkommission ernannt worden sei; er scheint diese Stellung jedoch nie angetreten zu haben. Am 13. Dez. 1800 berief ihn Erzherzog Karl, nachdem er das Kommando der Armee in Deutschland übernommen hatte, wieder auf seine frühere Stellung. Am 12. Jan. 1801 wurde Faßbender, um ihm eine angemessene, dauernde Anstellung zu geben, zum wirklichen Reichshofrat ernannt; gleichzeitig wurde er von der Dienstleistung beim Reichshofrat enthoben und angewiesen, seine Dienste bei Erzherzog Karl, der nach dem Frieden von Lunéville das Hofkriegsratspräsidium übernommen hatte, zu leisten. Am 5. April d. J. wurde er zum Präsidialhofrat beim Hofkriegsrat ernannt. Die Ersetzung des Staatsrates durch ein Staats- und Konferenzministerium, dessen Kriegs- und Marinedepartement Erzherzog Karl als Kriegsminister unterstellt wurde, brachte auch Faßbender eine Änderung seiner Stellung. Am 3. Sept. 1801 wurde er zum wirklichen Staats- und Konferenzrat und zum geheimen Referendar in militärischen Verwaltungsangelegenheiten in diesem Ministerium ernannt; den Sitzungen des Hofkriegsrates hatte er jedoch auch weiterhin beizuwohnen. Am 14. Febr. 1802 wurde er zwar von dieser Verpflichtung enthoben, seine persönlichen Dienstleistungen für den Erzherzog im Militärgeschäfte dauerten jedoch fort. Am 6. Mai 1805 wurde Faßbender zum geheimen Rat ernannt. Am 28. Febr. 1809 ist er in Wien gestorben.2 1 Dessen Geschäfte erstreckten sich auf alle wirtschaftlichen Angelegenheiten der Reichskontingente; vgl. Anleitung zur Kenntnis, Aufsuchung und Benützung der Acten und historischen Behelfe der Schriften-Abtheilung des k. u. k. Kriegs-Archivs S. 57 Nr. X. a Zur Biographie vgl. Wiener Zeitung 1809 S. 1001, 1310f. (mit zum Teil unrichtigen Angaben); Wurzbach, Biogr. Lexikon Bd. 26, S. 375; Springer, Geschichte Österreichs seit dem Wiener Frieden 1809 Bd. 1, S. 60; Oskar Criste, Erzherzog Carl Bd. 2, S. 275ff.; ferner die S. 249 f. genannten Personaldokumente.