Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter

Fiedler. 35 Hälfte des vorigen Jahrhunderts buchen konnte, und zwar aus der Über­nahme der ehemaligen Registratur der StK. (1851, bis 1806; 1868, bis 1830; vgl. die AB. 169 und 170), des Kossutharchivs (1852) und des Archivs des ungar. Generalgouvernements von 1849 bis 1860 (1867) sowie wichtiger, das Erzhaus betreffender Akten aus der Registratur des Oberst­hofmeisteramtes (1877/78), endlich des Portiaarchivs (1880). Seit dem Tode Wochers war F. auch das Familienarchiv unterstellt (1877). Im AB. 291/292 stammen die Verzeichnisse der Unterabteilung Miscellanea, Zeremonialia und Hofstatus von F. Außerdem begann er einen ausführ­lichen Zettelkatalog über die Zeremonialia (AB. 479/1—3). Dazu kommen Revisionen kleinerer Archivbestände, wie der Siegelsammlung (1865) und der Venezianer Urkunden (1858), kleinere Archivalieneinziehungen (1849, 1859) und eine kleinere Archivalienauslieferung an Preußen (1874). Endlich oblag F. in den letzten Jahren die Leitung und Überwachung des wissen­schaftlichen Anfragendienstes und seit jeher das osteuropäische Referat für den Benützerdienst, das besonders viel Zeit (insbesondere für Akten­ausscheidungen und -aushebungen) beanspruchte. Den Benützern gegen­über war F. von auffallender Strenge, was die Zensur und Einhaltung des Themas anlangt; er hat aber auch seine eigenen wissenschaftlichen Inter­essen eifersüchtig und nicht immer den Amtspflichten ganz entsprechend gewahrt. Darüber hinaus wurde F. mehrfach zur Begutachtung südslaw.- histor. Fragen herangezogen (Verzeichnis der die serb. Woiwodschaft betreffenden Urkunden vom Ende saec. XVIII, Referat über die Bestände zur südslaw. Geschichte, Gutachten über die Arbeit des Prof. Gliubich, betreffend Kiek und Sutorina, Denkschrift über die Serben in Österreich und deren Privilegien, endlich Gutachten über die Wappen Bosniens und der Herzegowina), und es ist für die Wertschätzung, deren sich der junge Archivaranwärtef erfreute, besonders bemerkenswert, daß er 1849 zum Mitreferenten der Kommission zur Festlegung der neuen offiziellen Titel und Wappen des Kaiserstaates bestellt wurde. Entsprechend der Richtung der wissenschaftlichen Arbeiten war F. nicht nur Mitglied der Wiener (korr. 1858, wirkl. 1864), sondern auch der ungar, und böhm. Akademie der Wissenschaften und Ehrenmitglied meh­rerer historischer Landesvereine. Leider ist sein Hauptwerk, eine große Ar­beit über Bocskay und den Bruderzwist im habsburgischen Hause (vor 1608), zu dem er durch Jahrzehnte Material in in- und ausländischen Archiven sammelte, unvollendet geblieben. Aber auch so konnte Winter im Nachruf1 auf F. zweiundzwanzig größere, sehr sorgfältig gearbeitete Veröffentlichun­gen F.s verzeichnen, die außer den bereits genannten Arbeitsgebieten (Ost­europa einschließlich Ungarn, Böhmen) die venezianischen Dispacci (des 16. und 17. Jahrhunderts) und die Zeit Josefs II. (Briefwechsel mit Graf Ludwig Cobenzl) betreffen. Fiedler Josef, geb. 19. Okt. 1880, wurde mit 16. Okt. 1908 als Aspirant probeweise zur Kanzleipraxis im Min. d. Äuß. zugelassen, Kanzleipraktikant mit 11. März 1910, Kanzlist mit 23. November desselben Jahres, Hof- und 1 Vgl. Almanach der Wiener Akademie d. Wiss. 1909, S. 349—351. 3*

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