Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)
Reichsarchive von Lothar Gross
Kleinere Reichsstände — Reichskrieg gegen Frankreich. 349 sammensetzung des Bestandes. In demselben stecken vor allem anderen Teile der Registratur des Konkommissärs am Regensburger Reichstag, Johann Alois Freiherrn von Hügel, aus dem Archiv der Prinzipalkommission, die Berichterstattung des als k. k. Subdelegatus zu den Regensburger Reichsfriedensverhandlungen entsendeten Reichshofrates Albin von Schraut an die Staatskanzlei, die Registratur Schrauts während seiner Tätigkeit in Regensburg (1802/03), ferner Teile der Registratur des kaiserlichen Bevollmächtigten am Rastätter Kongreß, Franz Georg Grafen Metternich. Wann diese Archivteile, die vielfach wieder in einzelnen Faszikeln verteilt sind, mit dem alten Reichshofkanzleibestand vereinigt wurden, läßt sich heute nicht mehr beantworten. Hügel hatte, wie aus seiner Berichterstattung anläßlich der Auflösung des Reichstages 1806/07 hervorgeht,1 gewisse Teile des Archivs der Prinzipalkommission, darunter auch die Verhandlungen der letzten Reichsdeputation, zur Abgabe an die Staatskanzlei bestimmt und es besteht kein Grund anzunehmen, daß sein Vorschlag nicht befolgt worden wäre. Diese Akten müssen also zeitweilig in der Registratur der Staatskanzlei gewesen sein, wo sicher auch die Registratur Schrauts hinterlegt worden war. Es ist nun vielleicht doch am wahrscheinlichsten, daß bereits von den Franzosen diese Aktenpartien mit der Abteilung Reichskrieg gegen Frankreich der Reichshofkanzlei vereinigt wurden. Dafür spricht vielleicht auch, daß die Zuweisung des Materials wenig systematisch erfolgt zu sein scheint, da sich Einschlägiges gleicher Provenienz auch in anderen Abteilungen (Prinzipalkommission, Reichstagsakten) findet. Was spätere Veränderungen an der Abteilung betrifft, so scheinen die Zuwächse nur gering gewesen zu sein. Sicher ist, daß einiges aus den Miscellanea der Reichshofkanzlei hier eingeteilt wurde (vgl. z. B. Fasz. 71 a) und daß zwei Faszikel mit Akten über die Reichstagsverhandlungen von Regensburg und den Luneviller Frieden von 1801, die aus der Staatskanzlei gekommen waren, ihrer Provenienz nach aber aus der Reichshofkanzlei waren, 1875 hier eingeteilt wurden (Fasz. 78; vgl. AB. 183/2). Ob und was von den 20 Faszikeln Kriegsakten, die sich in der Reichshofratsregistratur befanden, hieher gelangt ist, läßt sich mangels näherer Angaben nicht feststellen. Kleine, unbedeutende Bereicherungen erhielt die Abteilung aus dem Nachlaß des Fürsten Franz Josef Dietrichstein - Proskau - Leslie, aus den Friedensakten der Staatskanzlei und aus dem Archive des ehemaligen k. k. Staatsrates. Viel beträchtlicher war der Abgang an die Abteilungen der diplomatischen Korrespondenz durch die von Matthias Nowotny durchgeführte Aushebung der Berichte und Weisungen. Aus Fasz. 75 wurden Rastätter Akten für das Familienarchiv entnommen. Untergebracht war der Reichskrieg gegen Frankreich ursprünglich im Hauptarchiv, später kam er wie die Kriegsakten in die Filiale A. An Behelfen besteht kein Mangel. Außer dem kürzeren Repertorium Rosners (AB. 105) gibt es sein 1831 vollendetes ausführliches zweibändiges 1 Vgl. die Berichte Hügels vom 24. Sept. 1806 (Berichte aus Eegensburg, Prinzipalkommission Fasz. 16) und vom 22. Juli 1807 (StK. Berichte aus dem Keich Fasz. 312), ferner oben S. 339.