Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Reichsarchive von Lothar Gross

Reichshofrat und Reichshofkanzlei. 283 lieh der Nationalia, soweit letztere nicht mit Akten der Staatskanzlei in neuen Serien zusammengefaßt wurden. Auch in der Himmelpfortgasse war des Bleibens der Filiale B nicht eben lange. 1857 schon wanderte man in das Haus Bankgasse 8 aus, wo eine Wohnung gemietet worden war, um dieses Quartier acht Jahre später mit dem Hause Bankgasse 2 (Batthyány- haus) zu vertauschen. Als der Mietvertrag für dieses Haus 1872 erlosch, wurde das II. Stockwerk des Hauses Burgring Nr. 7 (Epsteinhaus) für die Archivfiliale B gemietet, an dessen Stelle später das III. Stockwerk dieses Hauses bezogen wurde. Hierher wurde nun nicht nur das Material der Filiale B gebracht, sondern auch ein großer Teil der in den letzten Jahr­zehnten im Laurenzergebäude vereinigten Reichsarchive, da ja die Filiale A im Laurenzergebäude, wie wir schon sahen, damals auch geräumt werden mußte. Da in der neuen Filiale ziemlich viel Raum zur Verfügung stand — es waren 28 Zimmer vorhanden —, konnte ein großer Teil des Reichs­archivs untergebracht werden, nur der Reichshofrat mußte in das Ball­haus. Im Epsteinhaus blieb die Filiale, bis sie im Jahre 1886, wie bereits erwähnt, in den ehemaligen Räumen des Zoologischen Kabinetts am Josefs­platz ein neues Heim fand, wohin auch die Bestände der Filiale vom Ball­haus gebracht wurden. Die weiteren Wanderungen der vereinigten Filialen wurden bereits geschildert. Es erübrigt jetzt nur noch, jene Beamten zu nennen, die sich um die Ordnung und Bearbeitung der meisten oder meh­rerer Abteilungen des Reichsarchivs verdient gemacht haben, wobei be­merkt wird, daß über einzelne Leistungen noch bei den verschiedenen Abteilungen zu berichten sein wird. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahr­hunderts hat, wie schon erwähnt, Josef Knechtl eine überaus umfangreiche Arbeit mit der Repertorisierung des größten Teiles der Reichskanzleiakten geleistet, wobei er von Rosner unterstützt wurde. Später hat dann Andreas Meiller viel für die Bestände getan, unter seiner Leitung waren Josef Thomayr und Matthias Nowotny, auch Wilhelm Klemm eifrigst tätig. Seit Beginn der siebziger Jahre hat dann Gustav Winter die Reichsarchive betreut und mit unermüdlichem Fleiß die Neuordnung und Repertorisierung vieler Abteilungen durchgeführt, ihm stand dabei Johann Paukert zur Seite. Reichshof rat und Reichshof kanzlei, Verfassungsakten. Die ziemlich umfangreiche Masse von Akten, welche die Verfassung, die Rechte und die ganzen Kanzleiverhältnisse der Reichshofkanzlei und des Reichshofrats sowie die Personal- und Jurisdiktionsangelegenheiten der Mitglieder dieser beiden Stellen zum Gegenstände hatten, wurden be­greiflicherweise schon immer als eine eigene Abteilung behandelt. Aus dem 18. Jahrhundert liegt bereits ein Verzeichnis dieser Kanzleiakten (AB. 60) vor. Der ganze Bestand befand sich in der Reichshofratsregistratur und gelangte somit in die Obhut der reichshofrätlichen Aktenkommission. Hier war es Matthias Nowotny, der, wie so vielen anderen Beständen, auch diesen Akten seine besondere Aufmerksamkeit widmete. Er hat zwei aus­gezeichnete Repertorien angelegt, eines über die Verfassungsakten im engeren Sinne (AB. 61), das auch die Akten über die Immunitäten der

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