Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter

160 Biographien. W. fordert die Aufstellung von Anstellungsbedingungen in bindender Form und arbeitet eine diesbezügliche Vorschrift aus. Die beste Vorbildung sieht er im Lehrgang des Instituts für Geschichtsforschung, doch will er auch anderen Bewerbern, die das Doktorat in Geschichte haben und in einer Prüfung Kenntnisse in den Hilfswissenschaften nachweisen, den Beruf nicht ganz verschließen.1 Zum Institut selbst unterhielt W. — im Gegensatz zu Arneth und obwohl er nicht aus ihm hervorgegangen war — die besten Beziehungen. Seit 1883 war er ständig den Abschlußprüfungen dieser An­stalt beigezogen. Schon früher stand er auch sonst in enger Bindung zur Universität, da er bei den rechtshistorischen Staatsprüfungen seit 1876 für die deutsche, dann seit 1896 auch für die österr. Reichs- und Rechts­geschichte als Prüfungskommissär fungierte. Selbstverständlich konnte ein Mann vom Wissen und von der Arbeits­kraft W.s auch in der Archivsektion der Zentralkommission zur Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale, bzw. seit 1894 im Archivrate, wo er in wichtigen Referaten (Skartierung, Archivordnung) das maßgebende Wort führte, nicht fehlen.2 Für sein großes Interesse an archivarischen Fachfragen spricht die ständige Teilnahme an den deutschen Archivtagen. Das Bild von W.s amtlicher Tätigkeit wäre unvollständig, wollte man nicht der Unzahl der Erledigungen wissenschaftlicher Anfragen Erwähnung tun, die er alle, auch die kleinsten, mit vollendeter Sauberkeit und Gründlichkeit verfaßt hat. Verschiedentlich wurde W. auch zu geschichtlichen Gutachten für die Ministerien und Hofstellen herangezogen. So verfaßte er z. B. 1890 ein solches über die Rangordnung der Erzbischöfe und Bischöfe am kaiser­lichen Hofe. Trotz dieser ausgedehnten Amtspflichten fand W. noch genügend Zeit zu eigener wissenschaftlicher Betätigung. Des Prachtwerkes über den Archivneubau wurde schon gedacht. In denselben Kreis gehört die Grün­dungsgeschichte des StA. Noch viel mehr aber zog den Juristen die öster­reichische Wirtschafts- und Rechtsgeschichte in den Bann, die ihm ihrer­seits eine Reihe wertvoller Quelleneditionen und -bearbeitungen verdankt. Dafür wählte ihn die Wiener Akademie der Wissenschaften 1886 zum kor­respondierenden, 1898 zum wirklichen Mitglied. W. zählte auch hier zu den tätigsten Mitgliedern in den verschiedenen Kommissionen dieser ge­lehrten Körperschaft und zu den Hauptförderern des Vereins für nieder- österr. Landeskunde. Überblickt man so das ebenso arbeits- wie erfolgreiche Leben Gustav W.s, dann wird man begreifen, daß ihn das StA. mit besonderem Stolz zu den Seinen zählt und ihm in der Erinnerung einen Platz unter den Ersten dieser Anstalt gesichert hält. Schriftenverzeichnis. Selbständige Veröffentlichungen: Führer durch Znaim, 2. Aufl., 1879 (diese bearbeitet von A. Hossek, doch mit Hilfe W.s); 1 Die diesbezügliche Ministerialverordnung erfloß am 31. März 1898. * Man vergleiche insbesondere die Auszüge der Sitzungsprotokolle des Archivrates in der Wiener Zeitung seit April 1895.

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