Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)
Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter
94 Biographien. und Staatswissenschaften in Innsbruck und Wien und wurde im Juli 1912 zum Dr. jur. promoviert. 1. Okt. 1912 Konzeptsaspirant am StA. unter der Bedingung nachträglichen Studiums am Österr. Institut für Geschichtsforschung und Ablegung einer archivalischen Ergänzungsprüfung. M. unterzog sich denn auch am 22. Dez. 1913 der vorgeschriebenen Prüfung und wurde mit 3. Jan. 1914 zum Konzeptspraktikanten ernannt. Vom 1. März bis 31. Juli 1914 war M. beurlaubt und dem Hofstaate des Erzherzog- Thronfolgers zur Dienstleistung zugeteilt. Acht Tage vor Franz Ferdinands Ermordung wurde M. dessen Dienstkämmerer.1 Dann rückte M. zum Militärdienst ein. Mit 26. April 1915 folgte die Ernennung zum Archivkonzipisten. Mit 20. Febr. 1917 trat M. als Hof- und Ministerialkonzipist in das Min. d. Äuß. über und wurde mit 8. März desselben Jahres dem Vertreter des Min. d. Äuß. beim Militärgeneralgouvernement in Lublin zugeteilt. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wurde er der politischen Sektion des österr. Staatsamtes f. Äuß. zugeteilt, trat aber 1920 in den Ruhestand. 1935 wurde er in den Staatsrat berufen. M. war während seiner Dienstzeit im StA. den Referaten Györy (Hausarchiv) und Siegenfeld (Adelssachen) zugewiesen. Mozart Joseph, geb. am 11. April 1805 in Wien als Sohn des gleichnamigen Wundarztes in der Inneren Stadt, studierte Philosophie, Theologie, Medizin und Jus, wandte sich aber dann ganz philologischen Studien (alte Sprachen) zu. Auf diese und sehr vielseitige Spraehkenntnisse (ital., franz., engl., span.) gestützt, bewarb er sich zuerst um eine Stelle an der Hofbibliothek, dann im Ziffernkabinett der StK. Seine Befähigung wurde durch Kurzsichtigkeit und — in der Jugend wenigstens — schwächliche Gesundheit arg beeinträchtigt. Dies und die sehr geringen Anstellungsmöglichkeiten bewirkten, daß er erst verhältnismäßig spät eine staatliche Anstellung erlangen konnte. M. war zunächst als Praktikant (ab 24. Juli 1834), dann als überzähliger Archivoffizial (ab 8. Dez. 1835) im StA. (geh. Hausarchiv) tätig. Als solcher verfaßte er ein ausführliches Repertorium der Venezianischen Finalrelationen (AB. 461). Über eigenes Ansuchen wurde er mit 14. März 1837 in die innere Sektion der StK. übersetzt. Aus eigenem Antriebe machte er zugleich im Tarif- und Konsulardepartement der Hofkammer Dienst. Mit 13. Jan. 1845 wurde er über Verwendung des dortigen Präsidenten, Freiherrn von Kübeck, zum Hofkonzipisten in der StK. ernannt, versah aber auch die freiwillige Funktion bei der Hofkammer noch weiter, bis er im März 1847 dem Handelsreferat der StK. zugeteilt wurde. Bald aber winkten M., der seine wissenschaftlichen und schöngeistigen Interessen nicht aufgegeben hatte, andere Aufgaben. Er hat — aushilfsweise dem Unterrichtsministerium zugewiesen (ab Dezember 1848) — als Mitglied des Komitees für die Mittelschulreform (zusammen mit Min.-Rat Exner und Prof. Bonitz) großen Anteil an der Ausarbeitung des dann durch Jahrzehnte gültigen Organisationsentwurfes für die Mittelschulen genommen und sich damit den Weg ins Unterrichts1 A. Freiherr von Morsey, Konopischt und Sarajevo, in: Berliner Monatshefte, herausgegeben von Dr. h. c. Alfred von Wagner, XII, S. 486—500.