Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)
Einleitung
28* Einleitung. Reichsarchivgebäude erforderlichen Raummaße bekanntzugeben. Erb tat dies, ohne Einspruch zu erheben, schon mit Bericht vom 24. Jänner 1858.1 Die verschiedenen in dem Werke „R. v. E. (Eitelberger), Die preisgekrönten Entwürfe zur Erweiterung der inneren Stadt Wien, Wien 1859“ abgedruckten Entwürfe weisen dem Reichsarchiv folgende Plätze zu: Entwurf Ohmeyer und Zettl etwa an der Stelle des heutigen Operntheaters, Entwurf Foerster an der Stelle der heutigen Handelsakademie, Entwurf Stäche und Loehr an der Stelle der heutigen Hofmuseen, Entwurf Kink an der Stelle des heutigen Bankvereins, Entwurf Lenné in der Nähe der heutigen Sezession. Keiner dieser Entwürfe wurde verwirklicht. Die Errichtung eines Reichsarchivs wurde überhaupt vertagt.1 2 Ausschlaggebend hiefür war wohl ein im Februar 1858 erfolgter Einspruch der Militärbehörden gewesen, die sich der Einbeziehung des Kriegsarchivs in das Reichsarchiv widersetzt hatten.3 Zunächst dachte man noch an die Unterbringung der anderen für das Reichsarchiv in Aussicht genommenen Archive, darunter des StA., in dem für die Hofbibliothek aufzuführenden Bau.4 Da aber auch dieser nicht zustande kam, so war auch der Bau des Reichsarchivs erledigt. Dasselbe Schicksal war damals auch allen anderen Reorganisationsplänen auf dem Gebiete des Archivwesens beschieden. Dudik trat am 4. August 1858 neuerlich mit seinen Inventarisierungsplänen hervor, deren Durchführung aber am Widerspruch des Finanzministeriums scheiterte.5 Aber auch die Idee der Ausgestaltung des StA. zu einem Zentralinstitut lebte nicht mehr auf. Am 29. Mai 1858 schrieb das Min. d. Äuß. an das Min. d. Inn. „... daß auch rücksichtlich des Haus-, Hof- und Staatsarchivs 1 Chmel ist damals, wie aus seiner an den Minister Bach gerichteten Denkschrift vom 25. Jan. 1858, die im Staatsarchiv des Innern und der Justiz noch erhalten ist, hervorgeht, geradezu für die Zerreißung und Aufteilung des StA. zugunsten des Reichsarchivs und für die Zuweisung des Reichsarchivs an das Ministerium des Innern eingetreten. „Der Minister des Innern, der zugleich Curator der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften ist, dürfte der ersprießlichste Chef des historischen Centralarchives sein!“ Der alte, kranke, dem Tode nahe Mann scheint sich damals unter dem Eindruck der vielen ihm widerfahrenen ungerechten Zurücksetzungen innerlich gänzlich von der Anstalt, deren wissenschaftlichen Aufstieg er Jahrzehnte hindurch fast ganz allein getragen hatte, abgewandt zu haben. Seit jeher allem wissenschaftlichen Fortschritt aufgeschlossen, hat er wohl die Belange der Wissenschaft im Rahmen des Reichsarchivs besser gewährleistet gesehen als unter den damals im StA. unter der Direktion Erb gegebenen Verhältnissen. 2 G. Winter, Das neue Gebäude des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs, Wien 1903, S. 7, 8. 3 Zuschrift der Militärkanzlei des Kaisers an das Armeeoberkommando vom 3. Febr. 1858 (nach freundlicher Mitteilung des Kriegsarchivs). 4 „Motivenbericht zu dem der allerhöchsten Genehmigung unterbreiteten Entwurf des Grandplans für die Erweiterung der inneren Stadt Wien“ (Beilage zu einer Note des Obersthofmeisteramtes an das Finanzministerium vom 17. Sept. 1859, Archiv des Finanzministeriums Z. 5603 von 1859), S. 20. Für das Gebäude der Hofbibliothek war damals der Platz, wo heute die neue Burg steht, vorgesehen gewesen. Vgl. das oben zitierte Werk Eitelbergers. 5 Note des Min. d. Inn. vom 25. Juli 1859, Z. 30.615/1881, an das Finanzministerium und Antwort des letzteren vom 1. Sept. 1859, Z. 4697, beide im Archiv des Finanzministeriums.