J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)
III. Die Organisation der Staatskanzlei - 5. Die Hilfsämter
Metternich im November i8jo einen Ruhegehalt von 8000 fl., ein Sechstel dessen, was ihm selbst bei strengster Gesetzesauslegung noch im März 1848 gebührt hätte B8B). Ungleich höher als die Rechnungsrückstände des Staatskanzlers waren naturgemäß die bis 1809 zurückreichenden Ausstände der ihm unterstellten Beamten und der Gesandtschaften. So waren z. B. in den Vierzigerjahren die Dienstrechnungen der Mission in Brasilien bis 1818, die des Generalkonsulates Leipzig bis 1828, die der Internuntiatur bis 1835 zurück noch ungeprüft 568). In einem einzigen Halbjahr sind, als das Rechnungsgeschäft endlich in Gang kam, 360 rückständige Gesandtschaftsrechnungen erledigt worden B67). Alles in allem beliefen sich die ungeprüften, daher noch mit der vollen — inzwischen längst verausgabten — Summe ihrer Erfordernisse gebuchten Reise- und Dienstauslagen der Beamten und Gesandtschaften im Juli 1842 auf über drei Millionen Gulden 588). Mit dem Fortschreiten des Abrechnungsgeschäftes, das, wie die Dinge lagen, nicht ohne verlustreiche Abschreibungen vor sich gehen konnte, sank diese Riesensumme allmählich in sich zusammen. Zurückersetzt wurden etwa 100.000 fl. Schon waren während der „seit Jahren sich fortspinnenden Verwirrung“ und der „durch Jahrzehnte fortgeschleppten Masse unvollendeter Rechnungen und Ausweise“ viele Rechnungsleger mit Tod abgegangen, darunter auch solche, die mit den ihnen vorgeschriebenen Ersätzen zwanzig Jahre und länger in Verzug geblieben waren. Rügen, mit denen zu guter Letzt nicht gespart wurde, konnten da wenig mehr helfen. Der wichtigste Nutzen — so hat sich Kolowrat im Feber 1843 hierüber geäußert — bleibt nur der, daß durch den Überblick über den Umfang der Einbußen ein dringendes Motiv für die Beobachtung der Vorschriften für die Zukunft gewonnen wird B69). Neben der Hauptkasse der Staatskanzlei entbehrte auch die sogenannte Handkasse der Kanzleidirektion, die von Swieteczky, später von Karl Kesaer sen. verwaltet wurde, einer ordnungsmäßigen Rechnungslegung. Unter den Kanzleiauslagen, die sie zu bestreiten hatte, spielten neben den Kosten des vom niederösterreichischen Waldamte gelieferten Brennholzes auch die der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde angewiesenen Jahresbeiträge von 1500 fl. eine wesentliche Rolle 670). Das Jahresbudget der Handkasse belief sich auf 7000—10.000 fl. Die Abrechnung zog sich so schleppend hin, daß die bis 1820 zurückreichenden Rechnungsausstände 1839 über 80.000 fl. ausmachten, die sich bis 1843 nur um etwa 20.000 fl. verringerten. Diese unbefriedigenden Verhältnisse haben noch im selben Jahre zur gänzlichen Einstellung der Handkasse geführt571). Die Bereinigung aller dieser auf ein Menschenalter weit zurückreichenden Rechnungsrückstände war die unumgängliche Voraussetzung jener grundlegenden Reform des Kassendienstes, die Ernst Niebauer 1843 in M5) FM-Zahl 2138/1848 und 16.149/1850 Finanzarchiv. 566) 43 I ii Bericht Niebauers Interiora 72. M7) 37 II ii Eingabe Reindls Personalia 18. 56a) 42 VII 30 Billett an Mett. Minister Kolowratsakten 937/1842. 569) 43 VIII 13 Vortrag Kübedts Minister Kolowratsakten 1617/1843. 67°) 36 VIII 6 Billett an Mett. Minister Kolowratsakten 1008/1836. 571) 39 XI 17 Vortrag Eichhoffs Minister Kolowratsakten 1638/1839; 43 I 8 Protokoll der Kassenrevisionskommission Interiora 72. 97