J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 5. Die Hilfsämter

bezug — 1839 umfaßte er 88 ausländische Blätter — lag in Josef Pilats Händen 475 476). 1843 kam die Bibliothek der ehemaligen italienischen Hof­kanzlei hinzu, die von den Franzosen 1809 mit einem Teil des Archivs nach Mailand gebracht und von dort 1819 an die Wiener Hofkanzlei übertragen worden war, in deren Kellern Akten und Bücher zu Anfang der Vierzigerjahre aufgefunden wurden. Erstere wurden an das Staats­archiv, letztere an die Staatskanzleibibliothek abgegeben. Neben den obenerwähnten Zeitungen hat diese auch über eine nicht näher bekannte Sammlung von Landkarten verfügt, die — als Kartendepot bezeichnet — Karl Kesaer sen. — zuweilen auch Lebzeltern — zu verwalten und zu ergänzen hatte. Ihm war auch die fürstlich Metternichsche Privatbiblio­thek — jene stattliche, über 20.000 Bände zählende und Hunderte von Inkunabeln enthaltende, in ebenso prunkvollen wie geschichtlich merk­würdigen Räumen aufgestellte Bücherei — für 400 fl. jährlich an­vertraut478). Ebenso die Staatskanzleibibliothek, der er von 1813 an einen noch handschriftlich erhaltenen, in zwei Abteilungen — Jurisprudenz und Geschichte — gegliederten Katalog widmete, den er bis 1842 fortführte. Auch das Zeitschriftenreferat lag in Kesaers Händen 477). 1843 ging die Bibliotheksverwaltung an den Staatskanzleioffizial Dr. Schiel über, den uns schon bekannten sprachbegabten Universitätsdozenten, der 1837 in den Dienst der Hofbibliothek getreten war und sich um die Ordnung der Graf Ficquelmontschen Bücherei verdient gemacht hatte. Nun übertrug ihm Metternich, der Schieis moralischen Wert, seine sprachwissenschaftlichen Kenntnisse und bibliographischen Talente sehr wohl zu schätzen wußte, die Verzeichnung und Ergänzung der Bücher- und Kartensammlung 478). Sogleich legte Schiel einen wohldurchdachten Plan und noch 1844 ein neues — leider nicht mehr erhaltenes — Bücherverzeichnis vor. Auch den Bücherbestand hat er — noch unter Metternich — erheblich vermehrt. E. Das Ziffernkabinett 479). Das Chiffrieren der abgehenden und das Dechiffrieren der ein­langenden Zifferndepeschen, der Unterricht in der Handhabung dieses, der Geheimhaltung wichtiger politischer Aktenstücke dienenden Ver­fahrens und alle sonstigen damit zusammenhängenden Obliegenheiten waren einem besonderen, im Rahmen der auswärtigen Abteilung ein­gerichteten Ziffernkabinett anvertraut, das einen speziellen Zweig der Staatskanzleigeschäfte bildete und nach besonderen, nicht näher bekannten Weisungen arbeitete. Es hatte im ersten Stockwerke des Staatskanzlei­gebäudes in einem kleinen, an das geheime Expedit anstoßenden Zimmer seinen Platz. Ein besonderer Katalog hielt alle jeweils in Verwendung 475) 33 VIII 26 Depont an Ottenfels Interiora 86; 39 XI 28 Rechnung über gelieferte Zeitungen Interiora 72. 476) österr. Nationalencyklopädie 3, 659; 22 II 7 Vorschläge Stürmers Interiora 2; vgl. S. 7 f. 477) (1813 ff.) Catalogus librorum (Ministerialbibl. 6996); 19 XI Biographie Perso­nalia 24. 47S) 42 XI 19 Gesuch Dr. Schieis F 4 Personalia 219. 479) Vgl. hiezu J. K. Mayr, Metternichs Kampf um den Auslandbrief. Postlogen und Postkurse. 6* 83

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