J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 4. Der Geschäftsgang

Sprachkenntnisse, sein ausgedehnter Bekanntenkreis und seine gründliche Sachkenntnis besonders befähigten. Nach Schluß des Reichstages wurde ihm die Abfassung einer geschichtlichen Darstellung desselben samt verläßlichen Charakteristiken der Reichstagsdeputierten aufgetragen. Zu diesem Zwecke wurde Cseremiszky 1837 als überzähliger Hofkonzipist in die Staatskanzlei übersetzt und dem ungarisch-siebenbürgischen Informationsbüro als Proto­kollführer zugeteilt 289). 1845 ist er dauernd in den Status der Staatskanzlei eingereiht worden, von der er nun auch seinen Gehalt bezog. Im Staats­handbuch durfte er aber auch jetzt nicht ausgewiesen werden. In dieser Stellung hat sich Cseremiszky — unter den Hofräten Baron Menßhengen und Karl Kesaer — teils als Verfasser unterrichtender Notizen, teils als Zensor ungarischer Druckwerke betätigt. Auch sah er für die Staatskonfe­renz die ungarischen Zeitungen durch 2B0). Die engen verwandtschaftlichen Beziehungen zum ungarischen Adel, in die der Dichter Baron Zedlitz durch seine Vermählung mit einer Baronin Lipthay getreten war, veranlaßten Metternich, ihn als ungarischen Korrespondenten in- und ausländischer Blätter, zumal der Allgemeinen Zeitung 291), zu verwenden. Außerdem be­teiligte sich Baron Zedlitz an den Reichstagsgeschäften der Staatskanzlei und trat auch mit Flugschriften — so mit den vielbemerkten Frommen Wünschen aus Ungarn — vor die Öffentlichkeit. Verwandtschaftliche Bezie­hungen nicht minder machten den Hofsekretär Josef Huszár zu einem Ver­trauensmann der Wiener Regierung, besonders im Komitate Stuhlweißen­burg 292). Der ungarische Literat S. J. Szarvasy, vormals Hirsch, ist nach dem ungarischen Reichstage von 1843, auf dem er von dem ungarischen Hofkanzleisekretär Wirkner verwendet wurde, nach Wien berufen worden, wo eine Anstellung in einem ungarischen literarischen Büro für ihn in Aus­sicht stand 293). Sie blieb ihm jedoch versagt und so mußte er sich mit den Monatsgeldern begnügen, die ihm Metternich auszahlen ließ. Szarvasys Tätigkeit bezog sich auf allerlei Ungarn betreffende Aufsätze und Zeitungs­artikel, auf Theaterzensur und die Anfertigung biographisch-literarischer Evidenzen zur Erfassung der revolutionären Presse in Deutschland, das er zu diesem Zwecke 1846 bereiste 294). Szarvasys Bezüge wurden dem Geheim­fonds entnommen, den die Staatskanzleikasse seit 1844 für ungarische Zwecke — Zeitungssubventionen, Reichstagsauslagen u. dgl. — unterhielt und dessen Ausgaben sich während der ersten zwei Jahre auf 18.000 fl. beliefen. 4. Der Geschäftsgang. Der Geschäftsgang der Staatskanzlei war nach dem Urteile ihrer Gegner durch „übermäßige Gemächlichkeit“ gekennzeichnet, die Baldacci, dem .. Vizekanzler der Hofkanzlei, später Präsidenten des Generalrechnungsdirek­2S0) (36 V vor 25) Konferenzprotokoll StConferenz (Ca) 1043/1836; 37 III 9, 10 Handschreiben an Mett, und Sedlnitzky 1. c. 335/1837. 59(1) 46 IV 23 Geschäftsordnung Interiora 3; 46 XI 16 Zensurvotum Notenwechsel ad Polizei 79. 2B1) E. H e y c k 1. c. 262, 267. 282) 46 VI 12 Eingabe Josef Huszárs StConferenz (Ca) 868/1846. 2B3) 47 IV to Bittschrift Szarvasys Bittschriften 6 c. 2B4) 46 XI 18 Bericht Szarvasys Notenwechsel ad Polizei 79; 46 XII 9 Hügel an Mett. Interiora 5. 52

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