J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 3. Sonderreferate

tung des Staatskanzlers — im Verein mit einem Amts- und einem Intelli­genzblatt in richtig bemessenen Dosen der Öffentlichkeit zu 228). Das war nun freilich über die Absichten des Sohnes hinausgeschossen, eine Drei­teilung aber in ein Geschichts-, ein Amts- und ein Intelligenzblatt hat der Staatskanzler bei der 1811 beratschlagten Reform der Wiener Zeitung — offenbar in Anlehnung an die Entwürfe seines Vaters — empfohlen 22°). Ein Intelligenzblatt hohen Ranges stellten die Wiener Jahrbücher der Literatur dar, die Metternich als einen „Niederlagsort richtiger Grundsätze“ 1818 aus Staatskanzleimitteln ins Leben rief und mit persön­licher Anteilnahme und unter großen Kosten bis an das Ende seiner Staats­kanzlerschaft unterhalten hat 23°). Das waren die wichtigsten inländischen Zeitungen und Zeitschriften, die Metternich teils persönlich, teils durch seine journalistischen Mitarbeiter mit Artikeln versorgte oder doch wenigstens durch Subvention, Werbung und Empfehlung — u. a. auch bei Kotzebue — nach Kräften unterstützte. Die Amtszensoren waren dabei zugleich die Verbindungsglieder zwischen Staatskanzlei und Zeitung. Unter den ausländischen Organen dieser Art kam dem Journal de Francfourt, dem einzigen deutschen Blatt, das in französischer Sprache erschien und in Frankreich und England, auch in Italien, zumal in Lombardo-Venezien weit verbreitet war, eine besondere Bedeutung zu. Soviel man sehen kann, hat Metternich dieses am Ende des 18. Jahrhunderts gegründete, den Freiherrn von Vrints gehörige Blatt, das seit seinem Bestehen monarchisch-konservative Grundsätze verfocht und ihm willig seine Spalten öffnete, von 1826 an ziemlich regelmäßig mit finanziellen Aushilfen bedacht. Damals war es von Abbé Hennecart redi­giert, dem in den Dreißigerjahren Professor Durand folgte, „un homme qui vaut ce qu’il coute“, der sich auch von Rußland und Preußen unter­stützen ließ. 1839 ist er „moins par conviction que par le profit“ als Re­dakteur des liberalen Pariser Blattes Le Capitole in französische Dienste getreten 2S1). An dessen Stelle übernahm nun der Thurn und Taxissche Oberpostmeister Karl Baron Vrints, der Neffe des Thurn und Taxisschen Generalpostdirektors Alexander Baron Vrints, mit der Oberleitung auch die Redaktion des Blattes, gab aber letztere bald wieder an Dr. Beurmann ab 232). Auch ein Mannheimer Blatt ist gelegentlich finanziell unterstützt worden. Der neuen Würzburger Zeitung aber, einem ebenso leidenschaft­lichen wie ungeschickten Blatte, das ein literarischer Glücksritter redigierte, hat Metternich keinerlei Subvention zuerkannt23S). Gelegentlich hat er auch die französischen Zeitungen Constitutionnel und Courier Franqais mit Zeitungsartikeln — so 1826 über die ungarischen Verhältnisse — oder mit Wertgeschenken bedacht. Unter den Personen, die Metternich für den Pressedienst der Staats­kanzlei gewonnen hat, ist zunächst der Romantiker Friedrich ***) ***) 10 X 31 Vorträge 275. 22<>) ii V 17 Vorträge 278. 23°) H. v. S r b i k 1. c. 1, 509. 231) 39 IV 27, XII 28 Mett, an Benkendorf Rußland 40. 232) 39 XII 15 Verträge 427; 47 III 6 Quittung Interiora 72. 233) 32 VII 20 Vorträge 397; 38 III 7 Gutachten Deponts Informationsbüro Korr, mit Nordberg 2. 44

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