J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 3. Sonderreferate

Schlegel 234) zu nennen, der 1809 als Hofsekretär der Armeehof­kommission die österreichische, in einer Felddruckerei hergestellte Armee­zeitung und sonstige Proklamationen und Extrablätter schrieb 235) und nach dem Waffenstillstand als Redakteur der österreichischen Zeitung — des offiziellen, die Wiener Zeitung vertretenden Organs —, später des österreichischen Beobachters in Metternichs Dienste getreten ist. Als Pilat im Feber 1811 die Leitung dieser Zeitung übernahm, blieb Schlegel auf den literarischen Anhang beschränkt. Daneben schrieb er in Metternichs Auftrag über die deutschen Angelegenheiten 236). 181 j wurde Schlegel dank der überragenden Stellung, die er sich während des Wiener Kongresses erworben hatte — sein Arbeitszimmer glich, wie er selbst sagt, einem Taubenschlage 237) —, zur Bearbeitung der öffentlichen Meinung in Deutsch­land als Legationsrat zur Frankfurter Bundespräsidialgesandtschaft entsendet, mußte aber schon nadi drei Jahren wieder nach Wien zurückkehren. 1819 begleitete er Metternich als Kunstberichterstatter nach Italien. Später hat ihn dieser kaum mehr verwendet und alle seine Hoffnungen auf das literarisch-politische, das legislative oder das Kunstreferat, auf Hofrats­rang und Hofratsgehalt bitter enttäuscht 238). Josef von Pilat 239), dem Schlegel mit 1. Jänner 1811 in der Redaktion des Österreichischen Beob­achters hatte weichen müssen, hatte Metternich schon seit 1803 als Privat - sekretär gedient, ehe er mit diesem in die Staatskanzlei einzog und während der Befreiungskriege die k. k. Felddruckerei leitete, die Armeeberichte redi­gierte und der Kriegspropaganda diente. Den österreichischen Beobachter leitete er ganz im Sinne des Staatskanzlers, dem er alle Artikel zur Begut­achtung vorlegte. Anfangs hat er auch den späteren Institutsdirektor Friedrich von Klinkowström beim österreichischen Beobachter beschäftigt. Zunächst war Pilat ganz auf den Ertrag desselben angewiesen und auch mit Informationen nur spärlich bedacht. 1818 aber mußte er als Hofsekretär in staatliche Besoldung übernommen werden, da der österreichische Beob­achter — teils infolge der Rückkehr friedlicher Zeiten, teils infolge der un­populären Richtung seines Kurses — in den ersten acht Jahren seines Be­standes weit unter die Hälfte des ursprünglichen Absatzes zurückgegangen war 240). Aus denselben Gründen mußte Pilat 1842 zum Regierungsrat befördert werden. Schon begannen sich die Eisenbahnen durch die beschleu­nigte Beförderung der ausländischen Blätter verhängnisvoll auf den Absatz des österreichischen Beobachters auszuwirken 241). Mit der Redaktion des­selben verband Pilat — Vorleser zugleich der Fürstin — das alte Privat­sekretariat in Metternichs Diensten, dessen Lebensgeschichte er bis 1825 be­2M) C. Wurzbach 1. c. 30, 72; Alig. Deutsche Biogr. 33, 737; H. v. Srbik 1, S18 ff.; A. Robert, L’idée nationale autridiienne 438 ff., 498, 532. ***) 13 VIII 2j Hudelist an Mett. Interiora 95. 23e) E. Zenker 1. c. 104; L. Geiger (Jahrb. d. Grillparzergesellsch. 16) 296 ff.; A. Winkler (Festsdir. d. Wiener Zeitung 1928) 82. 237) O. W a 1 z e 1, Fr. Schlegels Briefe an seinen Bruder 549. 238) H. F i n k e 1. c. 239) C. Wurzbach 1. c. 22, 281; Alig. Deutsche Biogr. 53, 59; H. v. Srbik i. c. i, 518 f. ■riQ) 18 IV 6 Vorträge 312. 2M) 41 XII 6 Vortrag, 42 II 11 Dekret F 4 Personalia 173.

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