J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

V. Gentz und Metternich - 2. Metternich

ihn als neugebackenen Hofrat (mit 4800 fl. jährlich) auf Urlaubsdauer des Pariser Botschafters neuerdings dorthin entsandte, wo er seinen Hofrats­gehalt trotz freier Wohnung und Equipagevergütung noch um 13 und mehr Gulden täglich vermehren konnte 858). In den Status der ordentlichen Hofräte ist Hügel trotz aller Bemühungen Metternichs nicht eingereiht worden. Doch ist ihm, wie oben erwähnt, 1846 die Direktion des Staats­archivs übertragen worden. Als Präsidialsekretär hatte Hügel Metternich auf Dienstreisen zu begleiten. Er las die politische Korrespondenz, verfaßte die Tagesberichte über wichtige Unterredungen Metternichs, kopierte die Communicate der fremden Gesandten 859), ordnete während Metternichs Erkrankung von 1839 die Diensteinteilung, entwarf persönliche Schreiben des Kaisers und des Staatskanzlers 86°), schrieb diese auch fallweise ab und stellte seine Feder in den Dienst aller geheimen Angelegenheiten. Auch hatte er — den Rotstift in der Hand — die Zeitungen für Metternich durchzu­sehen und alles Lesenswerte anzumerken. Die Kluft zwischen Staatsmännern und Gelehrten auszufüllen ist Hügel, wie es scheint, nur unvollkommen gelungen. Der tiefe Denker von gründlichem Wissen, für den ihn die einen hielten, ist von den anderen als gehaltloser Rhetoriker beurteilt worden 861). Hübner ist zu Konzepten vertraulichen Charakters sowie zum Ab­schreiben von Communicaten und eigenhändigen Briefen Metternichs verwendet worden. Der Diensteifer, den er auch außerhalb der Staatskanzlei an den Tag legte, hat ihm den Spitznamen des „Tinterls“ eingetragen 802). Den Literaten Zedlitz hat sich Metternich 1841 unmittelbar zuweisen lassen. Näher noch hat er in den folgenden Jahren Buhl und Dóré an sich gezogen, die ihm als vertraute Reinschreiber auf seine Schlösser und nach Bad Ischl gefolgt sind. Wie ist nun im Mittelpunkte seines Ministerialkabinetts Metternichs eigene Aktenarbeit vor sich gegangen? Man kann die Behauptung vorweg­nehmen, daß Metternich im allgemeinen sehr fleißig gearbeitet hat, und zwar um so eifriger, wie es scheint, je älter er wurde. Auf den politischen Berichten der Vierzigerjahre ist sein eigenhändiger Präsentierungsvermerk sehr häufig zu finden, wie dies schon 1812 und wieder 1846 angeordnet worden war. Kaum minder häufig sind eigenhändig von Metternich be­schriftete, zuweilen auch mit Leitfäden versehene Aktenumschläge anzu­treffen, die von seinen Bemühungen zeigen, die Schriftenmassen seines Kabinettes in Ordnung zu halten, was Sache seines Präsidialsekretärs ge­wesen wäre. Zahllos sind Metternichs eigenhändige Konzepte. In allen wichtigen oder vertraulichen Angelegenheiten griff er selbst unermüdlich zur Feder, bedeckte die einlaufenden Berichte — je älter, je mehr — mit langatmigen Erörterungen und entwarf bogenlange Weisungen. Eigenhändig ist auch 858) 37 IV 20 Dekret F 4 Personalia 98; 37 IV 29 Schreiben an Hügel 1. c. *"*) 39 I 9 Compte-rendu d’un entretien St. Aulaire-Mett. Frankreich, Varia 130; 39 IX 5 Extráit d’une dépéche Rußland, Korr. 40. "°) 42 I 12 Kaiser an Wellington Großbritannien, Varia 30; 43 VII 7 Mett, an Bergrat Haidinger Wissenschaft etc. 3. 881) F. Andi a w, Tagebuch, 1, 167; vgl. S. 79. "*) 41 VI 24 Nesselrode an Medem in Wien Rußland, Korr. 43; 41 VIII 3 Mett, an Hummelauer Notenwechsel ad Hofkammer 143 e. 148

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