J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

V. Gentz und Metternich - 2. Metternich

vor allem als Reisemarschall, in Metternichs Ministerialkabinett einge­treten 851). Wir finden ihn in dessen Umgebung auf den Kongressen von Aachen bis Münchengrätz, fast regelmäßig auf den Sommersitzen Königs­warth und Johannisberg, mit dem Protokoll und der Aktenvorlage be­schäftigt 8B2). Auch ein Empfehlungsschreiben Metternichs für einen ihm bekannten Augenarzt ist von Depont verfaßt worden. Der Freiherr Karl S i b e r ist gegen den Anfang der Zwanzigerjahre in Metternichs Ministerial- büro eingetreten. Den sommerlichen Schloßaufenthalten ist er — meist als Kassenführer — regelmäßig beigezogen worden. Die bis 1829 zurück- reichenden Rückstände in der Abrechnung hat er 1843 in Ordnung gebracht. 1822 begleitete er Metternich in gleicher Eigenschaft nach Verona, 1838 nach Mailand. Daneben betätigte sich Karl Siber — zumal auf den Land­sitzen des Fürsten — als Protokollist, Reinschreiber und — nicht zuletzt — mit dem Fürsten, der Fürstin und dem Leibarzte Dr. Jäger als Whist­spieler 863). Reinschriften besonders geheimer Natur sind ihm auch in Wien anvertraut worden. Sibers Verhältnis zu Metternich war ein derart inniges, daß er ihm Geburtstagsgeschenke machte und der Fürstin wenige Tage vor dem Ausbruche der Märzrevolution eine Warnung zukommen ließ 854). Auch Baron Werner gehörte, wie erwähnt, zu Metternichs engerer Um­gebung. Wiederholt befand er sich in dessen Gefolge auf den fürstlichen Schlössern. 1839 hat er auf dem Johannisberge die Zuschrift verfaßt, die Metternich zwecks Erlangung eines Verzeichnisses der Grabdenkmäler seiner Familie an den Trierer Weihbischof richtete 855). Seit den Dreißigerjahren zählten Hügel und Hübner zu Metternichs vertrautesten Mitarbeitern. Clemens Freiherr von Hügel, der sich vorerst auf Gentzens Sonderposten Hoffnungen gemacht hatte, ist zu Anfang 1835 als Pariser Botschaftsrat in die Staatskanzlei gekommen, in der er zunächst zur Anfertigung von diplomatischen, für den Kaiser bestimmten Akten­auszügen verwendet wurde. So nahe stand er schon damals dem fürstlichen Hause, daß er im Feber 1835 als einziger neben Mercy und Neumann an Leontinens Hochzeit teilnehmen durfte. 1839 nannte ihn Melanie ihren einzigen Beistand in Metternichs Krankheit. Clemens Hügel gehörte zu jenen Auserwählten, die ihm Neujahrsgeschenke machten. Er war „ganz eigentlich der Präsidialsekretär“, dessen Metternich zur Besorgung seines Ministerialkabinettes, namentlich in bezug auf die Ordnung der diplo­matischen Schriften, bedurfte. Auch brauchte er einen Beamten unmittelbar an seiner Seite, der jeden Auftrag sogleich vollziehen konnte 856). Das war für Hügel mit großen finanziellen Vorteilen verbunden, da er zwei Jahre lang seinen Pariser Gehalt (3000 fl. jährlich) forterhielt und dieselbe Summe in Form von Diäten (8 fl. täglich) bezog. Und so sehr war Metternich — ein charakteristisches Beispiel für die Dehnbarkeit der Gehaltsbestimmun­gen 85T) — um das „ungetrübte Gemüt“ seines Schützlings bemüht, daß er 851) 1818/24 Berichte und Rechnungen Deponts Interiora 28. ***) J7 VIII i Depont an Ottenfels Interiora 87; 41 VII 21 ff. Protokoll Deponts Interiora 89; F. Andlaw, Tagebuch 1, 117. 85S) 42 VIII 4 ff. Protokoll Sibers u. a. Interiora 89. 854) Aus Mett.s nachgel. Papieren j, 97; 7, 537. *“) 39 X 17 Mett, an Weihbischof von Trier Personalia 12. ***) 35 IX Vortrag F 4 Personalia 98; 37 III 31 Vorträge 433. “7) Vgl. S. 103. 10* 147

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