J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)
V. Gentz und Metternich - 2. Metternich
hoben worden 847). Ein trauriger Zeuge glücklicherer Tage ist „Ritter Floret“, einstmals der Liebling der Frauen, halb erblindet im Feber 1827 gestorben. In seiner Vielseitigkeit und seiner Lebenslust, auch in seinen engen Beziehungen zum Staatskanzler mag Floret seinem größeren Zeitgenossen Gentz nicht unähnlich gewesen sein. Auch Hudelists Beziehungen zu Metternich waren ungewöhnlicher Art. Er speiste an der fürstlichen Tafel, ließ der Fürstin in Metternichs Abwesenheit Haushaltungsvorschüsse auszahlen, regelte die Schreibstunden der Kinder und unterrichtete den abwesenden Vater über ihre wachsende Schönheit, Vernunft und Größe, die er — sie neben sich stellend—an dem eigenen Leibe abmaß. Ohne Scheu besprach die Fürstin im Juli 1815 mit ihm den mutmaßlichen Zeitpunkt der bevorstehenden Geburt ihres siebenten Kindes, eilte im Oktober 1818 an das Sterbelager des vom Schlage gerührten Mannes und tröstete dessen Gemahlin. Baron K r u f f t zählte zu Metternichs geheimen Sekretären, dessen Handschrift auf den vertraulichen Aktenstücken der Zeit von 18x1 bis 1818 sehr häufig begegnet. In den Jahren 1813/14 und i8ij/i6 begleitete er Metternich als Reisemarschall durch Deutschland, Frankreich und Italien. 1811 ist der Staats- ratsoffizial Maximilian Grimm in Metternichs Ministerialkabinett berufen worden. Karl K e s a e r sen. hat der Staatskanzler zu allerlei privaten Diensten herangezogen. Er behob seine Bezüge, versorgte auf Reisen seine Privatkasse, betreute die fürstliche Bücherei, griff auch im Bedarfsfälle in das Treiben der fürstlichen Privatkanzlei ein, in deren Verband er 1825 nach dem Tode der Fürstin Maria Eleonore an der Aussendung der Trauerschreiben mitarbeitete 848). Fürstliche Privatinteressen haben ihn 1819 als Kabinettskurier nach Italien geführt. Graf Mercy war seit 1814 in Metternichs Ministerialkabinett tätig. Er begleitete ihn als einer seiner einflußreichsten Ratgeber auf Dienstreisen, Kongressen und den üblichen sommerlichen Landaufenthalten. 1835 nahm Mercy — ein Zeichen, welches Ansehens sich der von Gentz hart gescholtene, stets zu billigem Beifall geneigte Höfling erfreute — mit Hügel und Neumann an der Hochzeit der Prinzessin Leontine teil 849). Auch Hoppé hat Metternich zuweilen zu privaten Dienstleistungen herangezogen und Johann Schweiger und Karl Stradiot mit Vorliebe auf Dienstreisen mit sich genommen. Johann Philipp Dilg ist 1816 in Metternichs eigenes Büro auf genommen worden. Ludwig Reymonds besondere Vertrauensstellung kam schon äußerlich durch seine der Staatskanzlei benachbarte Bequartierung — die ihm durch eine besondere Gratifikation ermöglicht wurde — zum Ausdruck. Ihm oblag es, Metternichs eigenhändige Briefe abzuschreiben, ehe sie abgesendet wurden. Änderte der Staatskanzler — wie es zuweilen vorkam — den Brief noch ab, dann suchte Reymond auch dies auf seiner Abschrift nach Möglichkeit festzuhalten 850). Seit 1822 gehörte Reymond in Verona wie auf den fürstlichen Schlössern zu Metternichs engster Umgebung. Im selben Jahre wie Reymond — 1818 — ist auch Baron Alfons D e p o n t, zunächst 8<7) 23 XI ii Vorträge 348. *48) 22 XI ii Karl Kesaer sen. an Floret Große Korr. 449/450; 25 III 29 Stürmer an Mett. Interiora 83. Mi>) E. Beresford Chancellor 1. c. 2, 19. 86°) 34 VI 16 Mett, an Baron Gise Deutsche Akten 38 a (alt). 146
