J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)
V. Gentz und Metternich - 2. Metternich
Metternich als seinen Privatsekretär mit sich in die Staatskanzlei brachte und dort 1811 mit der Redaktion des österreichischen Beobachters betraute, ohne ihn indes seiner Sekretärsstelle zu entheben. Pilat hat Metternich 1813 ins Feldhoflager und später nach London begleitet. Auch 1814 wurde ein vierspänniger Wurstwagen in die Reisekolonne der Staatskanzlei für ihn eingestellt. In Wien hatte Pilat — seinem Meister stets zur Hand — seine Wohnung in der Nähe der Staatskanzlei und diesem die in- und ausländischen Zeitungen vorzulegen, soferne er ihm nicht ihr Nachrichtenmaterial in Auszügen oder Nachlesen zugänglich zu machen hatte 841). Dem Vertrauen entsprechend, das Metternich in Pilat setzte, hat er ihn nach dem Tode des Fürsten Franz Georg, seines Vaters, mit der Abfassung des Nachrufes betraut. Gentz empfing durch Pilats Vermittlung die ihm zugewiesenen Akten. Auch pflegte ihm dieser jeden Mittag einen Bericht aus dem Vorzimmer des Fürsten zuzuschicken. Der Botschaftsrat Engelbert Floret hatte Metternich 1809 auf der abenteuerlichen Reise von Paris nach Ungarn begleitet 842) und war nach Friedensschluß wieder dorthin zurückgekehrt. Er nahm die Zuneigung des einflußreichen Hudelist mit sich, die sich während der Unglückstage von Komorn und Totis so sehr befestigt hatte, daß ihn Floret 1817 „le plus eher et le plus bienveillant des amis que le ciel m’a donné“ nennen konnte. 1812 folgte Floret Napoleon im Hauptquartier bis Wilna 843), begab sich nach der Katastrophe der französischen Armee wieder nach Frankreich und kehrte erst 1813, als die Entscheidung herannahte, mit dem Hofratstitel belohnt, nach Österreich zurück 844). Hier hat ihn Metternich, nachdem er sich auf dem Wiener Kongresse als Geheimschreiber, Protokollführer und Konzipist bewährt hatte, seinem Ministerialkabinett eingegliedert und zu den verschiedensten Arbeiten herangezogen, als Referendar in deutschen Bundesangelegenheiten, als Bearbeiter persönlicher oder besonders vertrauenswürdiger Gegenstände, als Rechnungsführer auch der fürstlichen Hauskasse u. dgl. m. 845 * *). Nach dem Wiener Kongreß hat Floret Metternich nach Frankreich und Italien begleitet und ihn während eines heftigen, im Winter 18x3/16 ausbrechenden Augenübels betreut; er bestellte die Augenpomade und übernahm die Gänge zum Kaiser. 1816 begleitete Floret den anläßlich der Vermählung Kaiser Franzens mit Karolina Augusta nach München entsendeten außerordentlichen Botschafter, 1817 den Staatskanzler nach Livorno, 1818/19 nach Aachen und Italien, 1821 nach Laibach 848). 1823 ist der vielverdiente Mann, der 1810 Napoleons Brautwerbung nach Wien gebracht und Metternich 1821 am Fuße des Semmerings mit der Nachricht von der Verleihung der Kanzlerwürde überrascht hatte, in den Freiherrnstand er841) 20 X 15 Mett, an Stürmer Interiora 81; 46 III 13 Pilat sen. an Mett. Provinzen, Galizien 4. 842) 09 III 26 ff. Reisejournal Florets Frankreich, Varia 72. 843) 12 III 2 ff. Florets Feldzugsjournal Frankreich, Varia 76. ***) 13 VI i ff. Reisejournal Florets Kriegsakten 496; 13 IX 10 Vorträge 286; 13 XI 26 Mett, an Koller Kriegsakten 496. 845) 16 VII ii Mercy an Bombelles Große Korr. 474; 22 II 7 Metti an Franz Kurz Wissenschaft etc. 2; 22 X 12 ff. Ausgabenjournal Mett.s von Florets Hand Interiora 28. 848) 17 VI 3 ff. Tagebuch der Reise nach Livorno Familienakten 170; 1818/19 Livre de comptes Interiora 28; 1821 Ausgaben während Mett.s Englandreise 1. c. 10 145