J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)
V. Gentz und Metternich - 2. Metternich
Brillanten zum St. Andreasorden im Werte von 40.000 Rubel und sein Nachfolger Nikolaus 1833 eine Dose im Werte von 26.000 Rubel 829). Großfürsten durften solche Geschenke nicht machen. Taten sie es dennoch, galt dies als arge Taktlosigkeit. Die Freie Stadt Frankfurt stellte sich auf dem Wiener Kongresse mit 10.000 Dukaten, der Pascha von Ägypten 1833 m^t Antilopen und seltenen Schafen ein, die der Kaiser für den Tiergarten übernahm. Der König von Neapel soll Metternich zum Herzog erhoben und ihm eine Jahresrente von 60.000 fl. verliehen haben. Nach Hormayr hätte sich das estensische Haus Metternich für Maria Ludovikas Vermählung so sehr erkenntlich gezeigt, daß er dadurch zum Ankauf der Herrschaft Plaß befähigt worden sei. Metternichs dritte Vermählung mit der Gräfin Melanie Zichy soll nach Gentzens und Kübedks Vermutung mit dem Nachlasse eines Vorschusses von 400.000 Franken verknüpft gewesen sein, den die gräfliche Familie dem Zaren schuldete. Nach Vehse und Schmidt-Weißenfels hätte Metternich mit Billigung des Kaisers für 50.000, später für 75.000 Dukaten jährlich dem Zaren regelmäßige, jedoch unpolitisch gehaltene Berichte geliefert. So reichlich waren doch — selbst nach Abrechnung aller Fabeleien — die Metternich zuteil gewordenen vorwiegend diplomatischen Geschenke, daß sie die Phantasie seiner Umgebung in hohem Maße erregt haben. Da wußte man von einem Millionengeschenke zu erzählen, mit dem sich Napoleon zu retten versucht hätte, da rechnete man ihm den Ankauf einer Herrschaft, den Abschluß eines Vermählungsvertrages im Kaiserhause, die eigene — dritte — Verehelichung mit Melanie Zichy in allen irgend denkbaren finanziellen und politischen Zusammenhängen nach und ist damit ohne allen Zweifel weit über die Grenzen des Möglichen hinausgegangen. Der russische Diplomat Baron Meyendorff hat am Ende der Zwanzigerjahre Metternichs außerordentliche Zuwendungen — die Güter mitinbegriffen — auf über zwei Millionen geschätzt. Auch Gentz und Prokesch haben damals ähnliche Berechnungen angestellt 83°). Dem Hause Rothschild fühlte sich Metternich als stets bereitem Geldgeber für staatliche und private Zwecke hoch verpflichtet. Er förderte sein Baronat, legte im Verein mit Gentz bei Cotta Fürsprache für Rothschild ein, hat es aber, wenn es ihm angezeigt zu sein schien, nicht unterlassen, dem „ehrenvollen Hause“ auch derb die Wahrheit zu sagen 8S1). Der Fürstin Melanie galt Salomon Rothschild als „unser Freund“, der sich ihren Kindern mit Weihnachtsgeschenken erkenntlich zeigte 832). C. Arbeitsweise. „Ich mache nichts, was auch andere machen können“ — nach diesem Grundsätze hat Metternich seinen Anteil an der Bewältigung der Staatskanzleigeschäfte eingerichtet 833). Das entsprach durchaus den ErS29) SJ7. u. K. Humboldt in ihren Briefen 4, 113; Aus den Tagebüdiern des Grafen Prokesdi-Osten 194. ““J Aus den Tagebüdiern des Grafen Prokesdi-Osten 59; vgl. H. v. Srbik l. c. 2, 332 f. 831) 3j XII 29 Mett, an S. Rothschild acta secreta n. 478 in Fz. 5. ***) Aus Mett.s nadigel. Papieren 6, 92, 512; vgl. audi H. v. Srbik 1. c. 1, 455. 833) H. v. Srbik 1. c. 1, 252 ff. 143