J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

V. Gentz und Metternich - 1. Gentz

machi hat ihn damals zu denselben Zwecken mit 2000 fl. bedacht 752). Damit kamen Gentzens Einnahmen aus den Fürstentümern vorübergehend zum Stillstände, da die Hospodare nach der Auflösung der Armee Alexander Ypsilantis’ die Flucht ergreifen mußten. Nach fast zweijähriger Unter­brechung konnte jedoch Gentz seine Berichterstattung — nun an den Fürsten Gregor Ghika — wieder aufnehmen, dem er sich im Juli 1823 durch ein Dejeunerservice erkenntlich zeigte. Im selben Monate hat Gentz zwecks erhöhter Sicherheit seiner Korrespondenz einen Chiffernschlüssel für Ghika ausgearbeitet 7BS). Daß Gentz seine Hospodare so tüchtig „auspreßte“, daß sie darob bei Metternich Klage führten, wird man Varnhagen glauben dürfen. 19.000 Du­katen soll er einem von ihnen innerhalb kurzer Zeit abverlangt haben. Gentzens Tagebücher verzeichnen folgende Einnahmen solcher Art: 1815 jooo Piaster, 1817 5000 Piaster, 1818 10.000 Piaster und 2000 Dukaten, 1821 2000 Dukaten, 1822 joo Dukaten, von 1824 an 1000 Dukaten jähr­lich. Prokesch gibt diese Jahreseinnahmen mit 4000 Dukaten, Varnhagen mit 6000 Dukaten an, wozu auch noch außerordentliche Geschenke — Kaffee, Shawls u. dgl. — kamen 754). Diese nach Gentzens eigenen Angaben von 1000 auf 4000 Dukaten emporgetriebenen Zuwendungen haben, als sie 1828 mit der Besetzung der Donaufürstentümer durch die russischen Truppen ihr Ende fanden, jene Neuordnung seiner Bezüge zur Folge ge­habt, von der oben die Rede gewesen ist. Die Originalberichte sind durch den Bukarester Agenten in Sicherheit gebracht worden 75B). Enger noch und fruchtbringender als Gentzens Beziehungen zu den Hospodaren der Donaufürstentümer war sein Verhältnis zur Judenschaft und zum Hause Rothschild im besonderen. Auf dem Wiener Kongresse „stand er an der Spitze der Gönner des Judentums“. Hier hat ihm sein Eintreten für die Verbesserung der Lage der deutschen Juden ein Geschenk von 1000 Dukaten eingebracht, das er „apres beaucoup de négotiations“ mit dessen Überbringer — dem böhmischen Industriellen Simon von Lämmel — um weitere 2000 Dukaten zu steigern verstanden hat. Das waren Aspekte, unter denen Gentz Humboldts Zurückhaltung als unbegreiflich erscheinen mußte 756). Unter ähnlidi verlockenden Aussichten mag Gentz im Dezember 1821 die Ausarbeitung einer Eingabe der Wiener Judenschaft in Angriff genommen haben 757). Seine Bemühungen um den Freiherrn­stand des Wiener Bankiers Bernhard von Eskeles belohnte dieser mit ioco Dukaten und einem botanischen Prachtwerke im Werte von 1000 Fran­ken 738). Der Freundschaft mit dem Hause Rothschild trug Gentz durch Gefälligkeiten aller Art, ein Einschreiten bei Cotta, eine Monographie dieser eigenartigen „species plantarum mit ihren charakteristischen Merkmalen“ in 752) F Wittichen 1. c. 3/2, j; L. Assing 1. c. 2, 380, 428. ,53) L. Assing 1. c. 2, 487; 3, ui, 203, 209. 7M) L. Assing 1. c. i, 365; 2, 112, 226, 294, 380; 3, no, 316; Aus den Tage­büchern Prokesdi-Ostens 22; K. Varnhagen, Denkwürdigkeiten 8, 142 ff. 755) H. Eckardt, Gentzens Staatsschriften und Briefe 2, 257; 28 IV 7 Bericht aus Bukarest acta secreta n. 232 in Fz. 3; H. Schiitter 1. c. 323. 756) L. Assing 1. c. i, 369, 385 f.; W. u. K. Humboldt in ihren Briefen 4, 565 ff.; vgl. hiezu E. C. Corti, Aufstieg d. Hauses Rothschild 142 ff. u. ö. 757) L. Assing 1. c. 2, 488. 75S) L. Assing 1. c. 3, 7, 136 f. 132

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