J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

IV. Der Beamtenkörper der Staatskanzlei - 3. Materielle Verhältnisse

dafür Jahreszulagen von 500—1000 fl. erhielten. Die Konzepte der Ge­heimratsdiplome, die der Registrator der inländischen Abteilung verfaßte, trugen diesem als sogenannte kleine Geheimratstaxe von Fall zu Fall neun Dukaten, den übrigen Unterbeamten zusammen ebensoviel und den Kanzlei­dienern einen Dukaten ein. Später wurden dem Registrator nur noch sechs, den Unterbeamten aber zwölf Dukaten zugebilligt. Geringfügiger waren die Einnahmen, die mit der Ausstellung der sogenannten Postzettel ver­bunden waren. Postzettel mußten von allen jenen Reisenden, die eigene Postpferde wünschten, angesprochen und der Postdirektion vorgelegt werden, ehe sie diese beistellte. Es war dies ein sehr umständliches, inso­fern aber doch nicht ganz zweckloses Verfahren, als die Staatskanzlei auf diesem Wege auch von allen fremden Kurierfahrten Kenntnis erhielt, was ihr unter Umständen sehr wertvoll sein konnte 707). Die Ausfertigung der Postzettel honorierte der Poststall mit einer Jahrespauschalsumme von joo fl., von denen 200 fl. den Türhütern und der Rest den Registraturs­und Expeditsadjunkten, sowie den Offizialen gebührten. Eine Sonderein­nahme kleinsten Ausmaßes — 70 fl. jährlich — trugen die sogenannten Fläggenpatente dem Offizial ein, der sie auszufertigen hatte 708). F. Lebenshaltung. Uber die Lebenshaltung der Staatskanzleibeamten können nur ganz ungenügende Angaben gemacht werden. Noch fehlen ja, worauf erst jüngst wieder J. Marx 709) hingewiesen hat, alle Vorarbeiten über Gehälter und Löhne, die Kaufkraft des Geldes, die Art der Lebensführung u. dgl. m. Dazu kommt in unserem Falle der Mangel an Nachrichten über die privaten Vermögensverhältnisse der Staatskanzleibeamten, die doch meist den oberen und obersten Gescllschaftsschichten entstammten. Einige, bei aller Unvoll­kommenheit doch nicht ganz wertlose Beobachtungen lassen sich immerhin anführen. Als Vertreter jener von Kolowrat so hart gescholtenen großgrund­besitzenden Diplomaten mag Baron Bretfeld genannt werden, der einige Häuser in Wien und ein schönes Gut in Böhmen besaß und der doch — sehr zum Ärger des Oberstkämmerers Grafen Czernin — die 400 fl. nicht aufbringen wollte, die ihn die Verleihung der Kämmererwürde kostete710). Welche Möglichkeiten die Kanzleipräsente dem einzelnen eröffneten, ist bezüglich Hoppes schon oben berührt worden711). Es sind auch andere Staatskanzleibeamte zu nennen, die seinem Beispiele gefolgt sind. So besaß der Staatskanzleirat Karl Kesaer sen. eine wertvolle Bücherei, die er samt der des Staatskanzlers als einer der bekanntesten Wiener Bücherfreunde hegte und pflegte 712). Der Hofsekretär Raidt galt als ein ausgezeichneter Kenner von Kunstgemälden. Hoppé sammelte sie zusammen mit Pretiosen und Altertümern zu einer Kollektion von europäischer Berühmtheit, die 707) Vgl. hiezu J. K. M a y r 1. c. 708) 33 XI 24 Kanzleivortrag Personalia 4 (Hoze de Feria). 709) Eine vormärzlidie Wirtschaftskrise (Hist. Blätter 5). 71°) 28 II 9 Eingabe Bretfelds Kabinettszahl 157/1827. 711) Vgl. S. 122. 712) österr. Nationalencykfop. 3, 187 f. 125

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