J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)
IV. Der Beamtenkörper der Staatskanzlei - 2. Besonderheiten
gebung, sammelten sidi die Konvertiten und ihre Freunde. Zacharias Werner hat dort gepredigt. Neben Gentz wohnte im Sommer auch Pilat in Weinhaus und als Hülsemann 1823 nach Wien kam, fand er als junger conversus alsbald den Weg in diese fruchtbaren Gefilde 636). Gentz und Adam Müller kargten nicht mit Empfehlungen und Bucholtz nahm den Ankömmling in seinen Freundeskreis auf. Diesem gehörte auch Flübner an, ein Klinkowströmschüler, den Jarcke, Gentzens Nachfolger, im Staatsrecht unterrichtete. Später haben sich Lehrer und Schüler des gesinnungsverwandten Friedrich Hurter angenommen, mit dem sie bei dessen erstem Wiener Aufenthalte den Kahlenberg besuchten 636). In Jarckes Hause verkehrten auch Sebastian Brunner und der dem Klinkowströmschen Kreise nahestehende Adalbert Stifter 637). Otto Meysenbug — gleichfalls Konvertit — befand sich damals noch bei der Turiner Gesandtschaft. Friedrich Hurters Beziehungen zum Hause Metternich reichen in die Dreißigerjahre zurück. Das erstemal kam Hurter anläßlich der Mailänder Krönungsfeier von 1838 in persönliche Berührung mit Metternich, der ihm eine längere Unterredung gewährte und ihm die Aufnahme seines Sohnes Franz in die kaiserliche Ingenieurakademie versprach 638). Als Hurter diesen im nächsten Jahre nach Wien begleitete, trat er auch der Fürstin Melanie näher, die den jungen Akademiker — den Fremdling in der ungeheueren Reichshauptstadt — alle Sonntage zum Speisen einlud und auch dem Vater gegenüber das lebhafteste Interesse bekundete. Als Hurter dem Fürsten und der Fürstin Metternich die Beschreibung seiner ersten Wiener Reise, sowie verschiedene, die Schweizer Verhältnisse und im besonderen die Aargauer Klöster behandelnde Schriften 639) übersandte, knüpfte sich ein reger Briefwechsel daran. Die Stellung, die Hurter gegen die „Befeindung der katholischen Kirche in der Schweiz“ einnahm, brachte ihn auch mit seinen Gönnern Jarcke und Werner — der den Konstitutionalismus dem Atheismus gleichsetzte 64°) — in nähere Berührung. Namentlich in der Frage der Aargauer Klosteraufhebungen unterhielten Hurter und Werner einen geheimen Schriftwechsel841). Unterdessen hatte jener im März 1841 alle Beziehungen zur reformierten Schaffhausener Gemeinde abgebrochen. Drei Jahre später trat er — im Juni 1844 — als erster seiner Familie in Rom zur katholischen Kirche über. Ihm folgte im Mai 1845 in der Wiener Stanislauskapelle, die Hülsemann in seinem Testamente von 1853 besonders bedacht hat 642), unter Jarckes Zeugenschaft der Sohn Franz — der Schüler der Ingenieurakademie, dessen Studiengang der Kaiser insgeheim aus eigenem bestritt — nach, während sich Hurters Gemahlin erst im März 1846 zur Konversion entschlossen hat 643). Das literarische Glaubensbekenntnis, das Hurter 1845 in seiner „Geburt und Wiedergeburt“ ab6Si) 24 IX 29 Bittschrift Hülsemanns Personalia 8. Me) F. Hurter, Ausflug 2, 80; H. Hurter, Fr. v. Hurter 1, 130. ®37) S. Brunner, Woher, wohin 2, 57 f. *“) H. Hurter, Fr. v. Hurter 1, 130 ff.; H. v. S r b i k 1. c. 2, 163, 232 ff. ®38) A. Winkler, österr. u. d. Klosteraufhebung im Aargau 2, 248 ff. 64°) K. Varnhagen, Blätter 2, 418. M1) 41 XI 24 Hurter an Werner Schweiz 318; 43 V 3 Werner an Hurter 1. c. 319; A. Winkler 1. c. 2, 264, 281. F 4 Personalia 100 (Hülsemann). M3) H. Hurter 1. c. 1, 169; 2, 21, 127, 146. 109