Lothar Groß: Inventare Teil 5. Band 1. Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559-1806 (1933)

VI. Biographische Daten und Betätigung der einzelnen Beamten - 9. Registratoren der deutschen Expedition

Neben Braun fungierte als zweiter Registrator Simon Schön­auer, der bereits der Kanzlei Ferdinands angehört hatte, in der er seit 1557 als Expeditor erscheint7), worunter man wohl schon damals einen Gehilfen des Registrators zu verstehen hat, der eine gewisse Aufsicht über die Schreiber und das sonstige untergeordnete Kanzleipersonal führte8). Gleichzeitig mit Braun wurde auch Schönauer Registrator. Da er seit der Bestellung eines eigenen österreichischen Registrators im Jahre 1570 in dieser Stellung erscheint, oblag ihm wohl schon seit 1563 die Führung der öster­reichischen Register, die ja seit jeher getrennt geführt wurden 9). Er diente bis 1574, in welchem Jahre er gestorben ist10 *). Als österreichischer Registrator folgte Hans Fraunberger, dessen Ernennung allerdings erst mit 1. April 1576 erfolgte 71). Dieser hatte seine Laufbahn als Privatschreiber Obernburgers begonnen, war dann am 1. Mai 1572 als Kanzleischreiber in der Reichskanzlei angestellt worden und folgte nun Schönauer im Amte. Er hat mehr als 32 Jahre diese Stellung bekleidet, erst 1608 wurde er auf sein eigenes Ansuchen mit einem jährlichen Gnaden­geld von 200 fl. aus dem Dienste entlassen 12 13). Seine Pensionierung hat er noch lange Zeit überlebt, 1626 war er jedenfalls noch am Leben 1S). Brauns Nachfolger wurde Georg Pichl von P i c h 1 b e r g, der mit i. Januar ij8i zum Registrator mit einem Monatsgehalt von 30 fl. er­nannt wurde 14). Pichl diente damals bereits sehr lange in der Kanzlei. Er gehört zu jenen Beamten, die sich aus den untersten Stufen emporgearbeitet haben, ij 66 erscheint er als Kanzleidiener15), damals dürfte er vermutlich schon einige Zeit im Dienste gewesen sein. Als Kanzleidiener treffen wir ihn auch noch 1570, bald darauf muß er zum Schreiber vorgerückt sein, r J77 bis i j 80 ist er als solcher nachweisbar 16). Seine Fähigkeiten gestatteten aber offenbar seine Verwendung zu weit höheren als einfachen Ingrossa- torendiensten. Er erscheint in Vertretung Obernburgers oder Unverzagts zu Sekretärsdiensten im Reichshofrat17) und als ihm der Kaiser am 9. Sep­tember 1579 eine Adelsbestätigung verleiht18), erwähnt er, daß Pichl ihm, als er noch römischer König war, als deutscher Sekretär beigegeben war und rühmt die besonderen Verdienste, die sich Pichl auf weiten im kaiser­lichen Aufträge unternommenen, mit Lebensgefahr verbundenen Reisen er­worben hat. Mit dem Amt des Registrators verband er seit 1586 auch das eines Taxgegenhandlers, was auf eine Vertrauensstellung auch beim Erz­kanzler schließen läßt. Vom Kaiser wurde er auch weiterhin zu diplomati­schen Missionen verwendet, so ging er 1591 nach Halberstadt, worüber uns 7) Vgl. das Hofstaatsverz. b. Fellner-Kretschmayr I/2, 178. 8) Über die Funktionen des Expeditors im 18. Jht. vgl. S. 114. 9) Vgl. R. Taxbdier. u. Amtsredingen. 10) Das Taxbudi 1575 spricht schon von seiner Witwe. u) Hofstaatsverz. v. 1576 b. Fellner-Kretschmayr I/2, 195. 12) Vgl. über ihn R. K. Verf. A. 28 u. 47. 13) Hueber wollte sich 1626 für den Fall von Fr. Ableben dessen Provisionsgeld zu sichern lassen, Mzer. R. K. 12. 14) R. Taxbudi 1581. 15) Ungelters Amtsrechng. 1566, fol. 219 V. le) Vgl. R. Taxbdier. 17) R. H. R. Resol. Prot. Nr. 42», pag. 331. 18) R. Reg. Rúd. II. Bd. 13, fol. 157. 457

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