Lothar Groß: Inventare Teil 5. Band 1. Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559-1806 (1933)

VI. Biographische Daten und Betätigung der einzelnen Beamten - 5. Konzipisten der lateinischen Expedition

und als solcher auch im Reichshofratsprotokoll tätig. Er erhielt vom Kaiser 1653 das Palatinat 23). Er starb plötzlich am 7. November 1658 24). Nach Blöds Tode ernannte der Kaiser auf Grund einer Exspektanz des Erzkanzlers für das lateinische Reichshofratssekretariat Peter Schram zum Konzipisten und notifizierte dies dem Kurfürsten am 22. November 1658 2B). Der Erzkanzler war über das eigenmächtige Vorgehen des Kaisers zwar peinlich berührt, doch blieb dies für Schram ohne nachteilige Folgen. Schram war vorher Sekretär des Fürsten Auersperg gewesen 26), was des Kaisers Gunst für ihn zur Genüge erklärt. Er bekleidete seine Stelle nur wenige Jahre, schon am 4. Juni 1661 meldete Beuer dem Kaiser, daß Schram resigniert habe und kürzlich in den Franziskanerorden eingetreten sei 27). Nachdem die lateinische Konzipistenstelle, die bis 1667 Beuer inne­hatte, durch mehrere Jahrzehnte unbesetzt geblieben war, wurde am 6. Oktober 1718 in der Person des Konstantin Harding wieder ein lateinischer Konzipist installiert28). Aus Eltville gebürtig, hatte er in Mainz Philosophie und in Würzburg Jus studiert, um dann in Rom in die Dienste der Kardinäle Paulucci und Spada zu treten und später als Sekretär des savoyischen Gesandten Grafen Tarini nach verschiedenen deutschen Hauptstädten und schließlich nach Wien zu kommen. Hier lernte ihn Schönborn kennen29), der ihn schätzte und empfahl. Er wurde dann Hilfskraft bei Dolberg, half aber auch beim Reichsvizekanzler selbst in fremden Sprachen aus30) und kam schließlich 1711 als Kanzlist in die lateinische Expedition31). Als Konzipist hatte er neben konzeptiver Tätigkeit hauptsächlich die Arbeit in der politischen geheimen Registratur der lateinischen Expedition zu besorgen32). Er starb am 25. Ok­tober 1727 3S). Erst am 3. September 1737 wurde wieder ein lateinischer Konzipist bestellt. Es war Thomas Philipp Kützberger 34). Er war ursprünglich Amanuensis des Referendars Georgenthal und hatte schon als solcher sehr viele Konzepte gemacht, bevor er offiziell Beamter der Reichskanzlei geworden war 35). So arbeitete er in den Zwanzigerjahren sehr viel in der russischen Korrespondenz, wobei er auch mit dem Dechiffrieren betraut war, alles unter Leitung Georgenthals 36). 1725 erhielt er auf Bitte Georgen­23) R. Reg. Férd. III., Bd. 7, fol. 329. 24) R. K. Verf. A. 8. 26) R. K. Verf. A. 7. 26) Mzer. R. K. 17: 1658 Nov. 25 Erzkzler. an R. V. Kzler. 27) R. K. Verf. A. 45 a. 25) Eidbuch. 29) Vgl. die Eingabe Hs. v. 1709 i. Mzer. R. K. 32, die ausführliche biograph. An­gaben bringt. 30) Mzer. R. K. 42: Bittschrift Hs. v. 16. Febr. 1718. H. wurde 1709 dem Grafen Nesselrode, Bischof von Fünfkirchen, als Sekretär nach Mailand beigegeben. 31) Seine Ernenng. zum Kanzlisten erfolgte bereits am 6. Okt. 1709 (R. K. Verf. A. 46), seine Installierung aber erst am 27. März 1711 (Eidbuch). 32) Hs. Schrift ist der seines Nachfolgers Kützberger sehr ähnlich, eine Unterscheidung ihrer Konzepte nicht immer leicht. Vgl. auch R. K. Verf. A. 45 a (Akt Kützberger). 33) Eidbuch. 3i) Eidbuch. Ernenngs. Dekr. v. 30. Juli 1737 i. R. K. Verf. A. 45 a. 35) Vgl. das Schreiben Metschs v. 5. März 1740 i. Mzer. R. K. 48. 36) Russica. 440

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