Lothar Groß: Inventare Teil 5. Band 1. Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559-1806 (1933)

VI. Biographische Daten und Betätigung der einzelnen Beamten - 4. Konzipisten der deutschen Expedition

adel 50). Manners Tätigkeit war eine vielseitige. Neben Konzeptsarbeiten war er auch mit dem Chiffrieren beschäftigt und leistete vor allem anderen auch ersprießliche Dienste bei der Ordnung der älteren Bestände des poli­tischen Archivs, die seinen Angaben nach damals in großer Unordnung waren. Auf diesem Gebiete entfaltete er eine lebhafte Initiative und ver­stand es, den Vizekanzler Colloredo für die bessere Verwaltung des Archivs zu interessieren. Wenn seine Vorschläge auch von eigensüchtigen Inter­essen nicht frei gewesen sein mögen, so hat er sich hier unstreitig Verdienste erworben B1). 1764 ging er mit zur Wahl Josefs II. nach Frankfurt. Am 6. August 1766 wurde er vom Kurfürsten als Nachfolger Stocks zum latei­nischen Registrator bestellt und am 21. August installiert52). Auch in dieser neuen Stellung bewährte er sich. Er legte neue Behelfe über die Standeserhöhungen und die Privilegienbestätigungen seiner Expedition an und verfaßte auf Befehl Josefs II. ein Register über die italienischen Reichs­lehen, Bücher, die noch heute sehr gute Dienste leisten B3). Von Josef II. erhielt er 1782 den Reichsritterstand54). Manner starb nach mehr als 4ijähriger Dienstzeit am 26. September 1788 55). Als Manner Registrator wurde, ernannte der Erzkanzler den Sohn des Vorgängers im Konzipistenamt, den jungen Paul von Boulanger, zum Nachfolger, der am 21. August 1766 beeidigt wurde56). Dieser resignierte wegen geschwächter Gesundheit schon 1769 auf seine Stelle und wurde vom Erzkanzler darauf zum W appeninspektor bestellt und am 13. Januar 1770 als soldier beeidet. In dieser Funktion verblieb er, bis er 1783 das Amt eines Fiskals erhielt57). Boulangers Stelle nahm vom 13. Januar 1770 bis zum 3. Juli 1778 Ignaz von Hof mann ein58). Nach längerer Vakanz folgte am 4. No­vember 1782 Peter Josef von Heffner. Aus dem Kurstaat Mainz ge­bürtig, hatte Heffner an den Universitäten Mainz und Göttingen studiert und war dann kurfürstlich Mainzischer Hof- und Regierungsrat geworden. Er war ein Verwandter des deutschen Reichshof ratssekretärs Franz Heffner (1721—1728)59). Er erfreute sich der Gunst des Kurfürsten Friedrich Karl von Erthal, der ihn schon am 6. November 1780 zum Konzipisten bestimmte. Er sollte eine ständige Besoldung, die 1781 mit 1600 fl. bestimmt wurde, erhalten, die Bibalsportion aber dem Taxamt M) 1756 Jan. 12, R. Reg. Franz I. Bd. 13, fol. 74, Konz, und Eingabe Staatsardi. d. Innern. In der Eingabe Daten über seine Familie, vgl. auch Kneschkea. a. O. 6, 115. 51) Brée, der ihm nicht wohlgesinnt war, schreibt 1761 Juli 2 an den Mainzer Hof­kanzler, Manner sei „ohnruhig, interessirt und erbegierig“ und habe dem Vizekanzler ein neues Projekt in den Kopf gesetzt, um seinethalben eine neue Stelle zu erfinden, Mzer. Korr. 94. 52) R. K. Verf. A. 41 u. Eidbuch. 53) Es sind die heutigen Archivbehelfe Nr. 86 a u. 87. 54) Konz. d. Dipl. v. 3. Aug. 1782 Staatsarchiv d. Innern. Hier auch Nachrichten über seine Tätigkeit. 55) Eidbuch. 56) Ebda., Ernengs. Dekr. v. 1766 Aug. 6 i. R. K. Verf. A. 45 a. 57) R. K. Verf. A. 46 u. Eidbuch. 58) Vgl. über ihn unten S. 444. 59) Vgl. die Angaben i. Ritterstandsdipl. Heffners v. 1806 R. Reg. Franz II., Bd. 7, fol. 389. 437

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