Lothar Groß: Inventare Teil 5. Band 1. Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559-1806 (1933)

VI. Biographische Daten und Betätigung der einzelnen Beamten - 4. Konzipisten der deutschen Expedition

Sein Sohn Josef Franz Anton von Reichmann wurde bereits am 6. Mai 1731 als Konzipist installiert39). Er diente damals bereits seit meh­reren Jahren in der Reichskanzlei, in die er 1726 als Supernumerari-Kanzlist eingetreten war, nachdem er schon vorher ein Exspektanzdekret auf die Konzipistenstelle seines Vaters erhalten hatte40). Zunächst arbeitete er hauptsächlich in der Registratur, am 17. Januar 1728 wurde er als ordent­licher Kanzlist beeidigt 41). Reichmann d. J. hatte von seinem Vater Ver­mögen ererbt und auch einige andere Erbschaften gemacht. Er strebte nach einem Reichshofratssekretariat; angeblich versprach ihm Graf Eltz, der Neffe des Erzkanzlers, gegen eine Summe von 12.000 fl. ein Exspektanzdekret auf ein solches Sekretariat zu verschaffen, doch scheiterten diese Bemühungen an dem Widerstand des Taxators Gudenus, der Reichmann feindlich gesinnt war42). Reichmann, der 1731 vom Kaiser den Reichsritterstand erhalten hatte43), resignierte am 12. Dezember 1742 auf seine Stelle44). Sein Nachfolger Mathias Elias von Boulanger, der Sohn des 1716 auf einer Reise an den russischen Hof getöteten langjährigen geheimen kaiserlichen Kabinettskuriers Johann Boulanger, diente bereits seit 1716. Er war viel in auswärtigen Missionen verwendet worden. 1718 hatte man ihn als Supernumerari-Kanzlisten beeidet, 1725 wurde er als wirklicher Kanzlist installiert. Schon vor Reichmanns Rücktritt wurde er am 15. März 1740 als Adjunkt zur deutschen Konzipistenstelle beeidigt45). Als Kanzlist hatte er vielfach auch an Reisen des Kaisers in dessen engerem Gefolge teil­genommen, so 1728 nach Graz, Triest und Fiume. Mit dem Grafen Kinsky war er bei der Wahl Innocenz XIII. in Rom gewesen. Schon 1733 hatte ihm Karl VI. den Reichsadel verliehen 46). Boulanger entfaltete eine aus­gedehnte Konzeptstätigkeit, schon als Kanzlist wurde er zum Konzipieren herangezogen47). Er starb am 6. April 1756 4S). Seine Stelle wurde von Raimund Wolf von Manner eingenommen, der 1747 als Supernumerari-Kanzlist in die deutsche Expedition eingetreten war und bereits am 30. Juli 1755 den Konzipistentitel erhalten hatte. Am 12. Mai 1756 wurde er als wirklicher Konzipist beeidet 49). Manner ent­stammte einer niederösterreichischen Familie, einer seiner Vorfahren, Willi­bald Manner, war Stadtschreiber in St. Pölten gewesen und hatte 1627 den österreichischen Adel erhalten, sein Urgroßvater Andreas hatte den Edel­sitz Mätzelsdorf im westlichen Niederösterreich erworben, Großvater und Vater waren Pfleger und Landgerichtsverwalter gewesen. Noch vor seiner Ernennung zum wirklichen Konzipisten erhielt er von Franz I. den Reichs­39) Eidbuch. 40) R. K. Verf. A. 45 a u. 47: Dekr. v. 30. Apr. u. 28. Mai 1726. 41) Eidbuch. 42) Mzer. R. K. 68 Konv. 1: „Memoria secreta.“ 43) R. Reg. Karl VI. Bd. 20, fol. 127. 44) R. K. Verf. A. 25 (Akt Pein). 46) R. K. Verf. A. 47 u. Eidbuch. 4e) R. Reg. Karls VI. Bd. 24, fol. 167. 47) Frankreich 6z: 1727 Juli 18. 48) Eidbuch. 49) R. K. Verf. A. 47: 1746 Okt. 23 Dekr. als Supernum. Kanzlist, 1747 März 16 beeidet; Eidbuch. 436

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