Historische Blätter 7. (1937)

Josef Karl Mayr: Die Schlussakte des Wiener Kongresses

festhalten, worauf indes Metternich aus guten Gründen nicht einge­gangen ist. In roten Samt gebunden und an den Ecken der Vorder- und Rückseite mit den Wappen der Signatarmächte geschmückt, ging das Normalexemplar, von Wacken persönlich überbracht, am 1. September zur Einholung der restlichen Unterschriften wie zwei Monate vorher die Ori­ginalexemplare an das Hoflager der Verbündeten nach Paris ab29. Von dort kehrte es in die Staatskänzlei nach Wien zurück. Der samtene Rücken, der für Metternichs Wappenetikette ausersehen war, ist leer ge­blieben. In Goldbuchstaben aber trugen die Vorder- und Rückseite des Samteinbandes die Aufschrift, daß er das Originalinstrument der Schluß­akte des Wiener Kongresses enthalte. Die Pracht seiner Ausstattung lenkt noch heute die Aufmerksamkeit der Besucher der Ausstellung des Wiener Staatsarchivs auf sich. Als „instrument original“ wird man es allerdings in Hinkunft nicht mehr ansehen können. Die Öifentlichkeit hat von der Fertigstellung der Wiener Schlußakte am 13. Juni durch den Österreichischen Beobachter Kenntnis erhalten; gleich nach erfolgter Ratifikation — so wurde verlautbart — werde sie allgemein bekanntgemacht werden. Zwei Wochen später wurden in der­selben Zeitung die Inhaltsangaben der einzelnen Artikel — die sogenannten Summarien — veröffentlicht30. Gentz drängte auf Beschleunigung der offiziellen Verlautbarung, damit nicht unterdessen lückenhafte Ausgaben Verwirrung stifteten. Sobald nur zwei Signatarhöfe die Ratifikationen ausgewechselt hatten, konnte die offizielle Ausgabe unbedenklich erfolgen31. Schon hatte Humboldt versprochen, die preußische Ratifizierung nach Mög­lichkeit zu beschleunigen, als Gentz im Juli mit der Drucklegung be­gann. Aber erst Ende November hat Metternich Hudelist von der in Paris beschlossenen amtlichen Veröffentlichung der Schlußakte in Kenntnis ge­setzt und ihn angewiesen, sie nach dem Beispiele der französischen Zeitun­gen, die den Text schon in der zweiten Julihälfte gebracht hatten32, zu­nächst in der Wiener Zeitung und im österreichischen Beobachter und dann erst in einer offiziellen Ausgabe zu veröffentlichen33. Nun wurde diese unter Hoppes Aufsicht fertiggestellt und im Jänner 1816 in drei­29 1815 VÍII. 24., IX. 1. Hudelist an Metternich Wien, Staatsarchiv, Interiora 79; IX. 1. Hoppé an Metternich, 1. c. 81. 30 ln derselben Nummer (vom 27. Juni) wurde mit der Veröffentlichung der deutschen Bundesakte begonnen. 31 Metternich-Klinkowström 538. 82 M. H. Weil, Les dessous du congrés de Vienne 2, 697. 33 1815 XI. 21. Metternich an Hudelist Wien, Staatsarchiv, Interiora 79. — Die ZeitungsVeröffentlichungen sind unterblieben. 68

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