Historische Blaetter 2. (1921)
G. v. Below: Zur Geschichte der deutschen Geschichtswissenschaft
System vor Marxi und Lasalle ausgebildet hat und ihnen als „Sozialist der organischen Staatstheorie“ gegenübersteht. Mit der Wendung JRodbertus, Schüler deutsch-idealistischer Entwicklungslehre“, will Tröltsch offensichtlich etwas von Hegel-Marxscher Dialektik ein- schieben. Büchers Beziehung auf Rodbertus aber bestimmt sich darin, daß er diesem die bekanntlich viel zu enge1 Konstruktion der Stufe der Hauswirtschaft entnimmt, während man nach Tröltschs Worten die gewaltigsten philosophischen Erwägungen dahinter vermuten müßte. Was Tröltsch über Büchers Stufentheorie sagt, ist überhaupt völlig abwegig. Dessen „Entstehung der Volkswirtschaft“ stellt nicht im mindesten einen „Aufriß des Ganzen der Kulturentwicklung“ dar, sondern beschreibt nur die verschiedene Länge des Weges, den die Waren auf den drei Stufen Haus-,1 Stadt- und; Volkswirtschaft machen. Tröltsch (S. 444) behauptet auch, daß die Stadtwirtschaft „ein größeres Territorialgebiet vereinigt“, während Büchers Auffassung die ist, daß die Stadt auf der Stufe der Stadtwirtschäft ganz für sich, 'nicht in einem Territorialgebiet steht. Und wenn er weiter erklärt (S. 445), daß Bücher „die ökonomischen Zuständlichkeiten als die begründenden Dauerformationen (in Marxens Sinn) betrachtet“, so setzt er sich damit in direkten Widerspruch zu Büchers klaren Äußerungen1 2. Er hätte sich aber weiter um die Herkunft der Stufentheorie Büchers bemühen, hätte namentlich nach der Herkunft des zentralen Begriffs der . Stadtwirtschaft fragen sollen3. Wenn sich bei einer solchen Untersuchung ergibt, daß die Begriffe Haus-, Stadt- und Volkswirtschaft, die nun einmal in der nationalökonomischen Wissenschaft eine entscheidende Rolle spielen, mit dem Marxismus nichts zu tun haben, daß z. B. die Vorstellung der Stadtwirtschaft sogar schon vor B. Hildebrand bei J. G. Droysen und W. H. Riehl vorhanden istj so erhält man einen neuen Beleg dafür, wie sehr Tröltsch mit 'seinen Ableitungen aller möglichen Dinge vom Marxismus Spielerei treibt. Hiemit haben wir zum Teil auch schon die Frage des Verhältnisses von Sombart zum Marxismus erledigt. Tröltsch redet ins Blaue hinein und fragt viel zu wenig nach den bestimmten Vorstellungen, mit denen die Nationalökonomen arbeiten. Die Büchersche Stufentheorie ist es zu sehr beträchtlichem Teil, womit Sombart sich auseinandersetzt und an deren Hand er dann sein System, mehrfach gegensätzlich zu ihr, aufbaut. Wenn Tröltsch schon durch die Bildung 1 Vgl. meine „Probleme“. S. 173 ff. 2 Vgl. meine „Probleme“, S. 170. Vgl. ebenda S. 445, Anmerkung 2. 3 Vgl. meine „Probleme“, S. 143 ff.