Historische Blaetter 1. (1921)

Alfred Stern (Zürich): Wit von Dörring in österreichischem Dienst

polizeiliche Unterstützung zu Gebot. Aber sie hat mehr als dies, sie hat die Macht der Wahrheit, unterstützt von der genauesten Kenntnis der Tatsachen, zum Bundesgenossen« usw.

Diesem Artikel, der von Witvon Dörring selbst verfaßt war, fügte die Redaktion der »Allgemeinen Zeitung« folgende Bemerkung bei: »Wir haben von dieser Seite nichts als die oben bezeichnete Korrespondenz erhalten. Sollten wir mit ferneren Mitteilungen hie und da bedacht werden, so werden wir sie jedesmal durch ein gleiches Zeichen (ein Kreuz) kenntlich machen. Sonst bleibt unsere Korrespondenz wie bisher.«

Rechberg nahm, wie aus einem Schreiben Wit von Dörrings an ihn vom 25. Januar 1860 (Karton V der Rechbergschen Papiere) hervorgeht, diesen Artikel, zu dessen Autorschaft sich Wit ohne weiteres bekannte, übel auf. Er rügte es als unpassend, daß »diese inneren Entwicklungsphasen« überhaupt dem Publikum zur Kenntnis gebracht wurden und belehrte Wit, daß die Presse nach Allerhöchster Bestimmung dem Polizeiministerium unterstehe. Wit seinerseits erwiderte, er habe den Artikel verfaßt, nachdem ihm seine »falsche Stellung zum Polizeiministerium« klar geworden sei. Er beteuerte, durch dieses selbst zu seiner »falschen Auffassung« veranlaßt worden zu sein, da dieser ihm gleich in den ersten Tagen die Stelle aus dem Programm vorgelesen habe, wo es ungefähr heiße: »Die Presse verbleibt dem Polizeiminister, nötigenfalls kann sie der Ministerpräsident an sich zurücknehmen.« Er bedauerte, »sich so ungeschickt benommen zu haben«, gab aber zu erwägen, daß »die Sache selbst nicht leiden werde«, da der Artikel kein offiziöses, sondern »ein persönliches Gepräge« trage. Dann aber schloß er folgende Betrachtungen an: »Zu einer Zeit, wo man selbst hier in Mitten der Monarchie der ernstesten Aufregung entgegensehen kann, wenn von Paris aus das mot d’ordre den entfesselten Nationalitäten gegeben wird, bevor eine festere volkstümliche Zentralgewalt die Kronländer vereint, entbehrt man hier nicht allein jedes Einflusses auf die Presse, sondern man hat dieselbe zum Widersacher, ja zum Feind. Baron Thierry ist hier ganz schuldlos. Es ist das traurige Erbgut des geleiteten unkundigen Kempen, des eitlen, egoistischen Hübner.« Er verlangte nicht, daß Rechberg »seiner kurzen Erfahrung traue«. »Haben Sie die Gnade, das Preßorgan des Polizeiministeriums, den lange bewährten Hofsekretär Fiedler kommen zu lassen und ihn selbst zum Bericht aufzufordern. Er ist durchaus Stadionscher Bureaukrat, sehr zurückhaltend, wird aber Ihnen die Wahrheit... nicht verhehlen. Wo gibt es einen Staat in Europa, der in dieser Beziehung so absolut ohne

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