Pester Lloyd-Kalender 1861 (Pest, 1861)
Pester Lloyd-Kalender für das Jahr 1861. - Necrologie
12 Necrologie. * legung von Gesetz- oder Verordnungsvorschlägen nichr zu. Die außerordentlichen Reichsräthe haben als solche keine Bezüge aus dem Staatsschätze. Bis zur Einberufung der auf Vorschlag der Landesvertretungen vonMir zu ernennenden außerordentlichen Reichsräthe, werde Ich, nach dem im obenbezogenen Patente festgestellten Verhältnisse und in der erwähnten Zahl, Männer, welche durch ihre Stellung und ihre Eigenschaften htezu befähigt sind, aus den einzelnen Kronländern den Berathungen des verstärkten Reichsrathes beiziehen. Letzterer soll im Mai zur Prüfung des Staatsvoranschlages für 1861 zusammentreten. Hecrofogte Arndt, Ernst Moritz, ward am 26. December 1769 zu Schoritz auf der Insel Rügen bei Pommern geboren. In dem Hause seines Vaters, eines angesehenen Dymainenpächters, erhielt er eine strenge Erziehung. Mit dem 25. Jahre hatte er seine theologischen Studien auf der Greifswaldcr Universität absolvirt: doch sagte er dem geistlichen Berufe Valet und durchstreifte achtzehn Monate lang Oesterreich, Ungarn, Italien, Frankreich. Etwas später unternahm er eine längere Wanderung durch Schweden, bis er 1806 als außerordentlicher Professor der Geschichte nach Greifswalde berufen wurde. Hier veranlaßte er durch sein Werk über die „Leibeigenschaft in Pommern und auf Rügen" giftige Denunciationen der dortigen Junker gegen sich, die schon damit umgingen, ihn förmlich in Anklagestand zu versetzen. Gleich darauf erregte er den Zorn des Siegers von Jena, so daß er es für gerathen hielt, im Laufe.des Jahres 1807 nach Stockholm zu flüchten, wo ihn sein Franzosenhaß mit einem Officiere in ein Duell verwickelte, aus dem er eine gefährliche Wunde davontrug. Als 1809 Oesterreich auf's neue gegen Napoleon zu den Waffen griff, wagte Arndt sich unter fremdem Namen nach Greifswald, zurück, wo er im folgenden Jahre auch seine Professur wieder antrat. Sobald aber die ersten Anzeichen verkündeten, daß ein Krieg Frank- reich's mit Rußland bevorstehe, eilte Arndt nach Petersburg, um von dort aus an der Befreiung seines Vaterlandes zu arbeiten. Durch unzählige Flugschriften voll Geist und Feuer war er unablässig bemüht, den dumpfen Groll gegen den korsischen Unterdrücker zur Hellen Flamme anzufachen. Als er dann 1813 im Gefolge der russischen Truppen die deutsche Grenze wieder überschritt: da sang er in den Waffenlärm der Befreiungskriege hinein so wie während der ersten Periode der nachglüh enden Begeisterung seine besten Lieder, von denen so viele und insbesondere „Was ist des Deutschen Vaterland ?" für ewige Zeiten im Munde der Nation leben werden. Seine Verdienste wurden von Friedrich Wilhelm IV. mit der Geschichtsprofeffur an der 1818 gegründeten Universität zu Bonn belohnt: allein schon 1819 ward Arndt seiner Stelle enthoben, weil er „demagogischer Umtriebe" verdächtig war; erst Friedrich Wilhelm IV. setzte bei seiner Thronbesteigung 1840 den 71-jährigen Greis in sein Amt wieder ein. Von einem rheinischen Bezirk 1848 in das Frankfurter Parlament gewählt, hielt sich Arndt zur konstitutionell-erbkaiserlichen Partei und betheiligte sich auch bei der Deputation, welche im April 1849 die deutsche Kaiserkrone nach Berlin brachte, während er es abgelehnt hatte, ein Mitglied der zur Einholung des Reichsverwesers bestimmten Deputation zu bilden. Im Juli trat er mit der ganzen Partei Gagern aus der Paulskirche. Seitdem lebte Arndt zurückgezogen in Bonn. Daß ein Jahr vor seinem Tode ein pfalzbairisches Zuchtpolizeigericht ihn wegen angeblicher Beleidigung des längst verstorbenen Fürsten Wrede zu einer Gefäng- nißstrafe in contumaciam verurtheilte, störte seinen Frieden weniger, als die4'Beweise liebevoller Theil- nahme, die ihm bei der Feier seines 91. Geburtstages von allen Theilen Deutschlands zugingen. Die dadurch herbeigeführte Aufregung beschleunigte sein Ende, das am 29. December eintrat. Abdallah d' Asborine, 1776 zu Bethlehem geboren, der letzte Mameluck der alten Kaiser- garde, der allen Kriegen Napoleon's I. beigewohnt, starb Ende November zu Paris. Bülau, Friedrich, geboren am 8. Oktober 1805, starb als Professor in Leipzig am 26. Oktober. Früher Redacteur vieler Zeitungen und Zeitschriften, machte er sich später eine lange Reihe von Jahren hindurch als furchtbarer Schriftsteller und fleißiger Sammler auf dem Gebiete der Geschichte und Staatswissenschast, besonders aber der Memoi- renliteratnr bekannt. Brommy, Carl Rudolph, Contreavmiral der 1848 gegründeten deutschen Flotte, deren Ueberreste Herr Hannibál Fischer im Frühjahr 1852 unter den Hammer brachte, starb am 9. Januar im Alter von 56 Jahren, zu St. Marguns bei Lesum. Mit seiner Leiche wurde die deutsche Reichsflagge, welche deutsche Jungfrauen für die deutsche Flotte gestickt hatten, in dem oldenburgischen Städtchen Brake in die Gruft gesenkt. Brouckvre, Charles de, Einer der Hauptbeförderer der belgischen Revolution von 1830, der Sprößling einer altadeligen, in Limburg und Lüttich