Pester Lloyd-Kalender 1860 (Pest, 1860)

Pester Lloyd-Kalender für das Schalt-Jahr 1860 - Nekrologie

Nekrologie. 23 bereichert, verschied in Pest am 24. Feber in einem Alter von 34 Jahren. Cannabich, ein bedeutender und namentlich durch seine vortrefflichen Schulbücher bekannter Geo­graph, starb am 2. April zu Sondershausen, wo er 1778 geboren war. Dandolo, Emilio Graf, ein Sproß eines der ältesten veneti'anischen Adelsgeschlechter, betheiligte sich an der Revolution von 1848 und starb in der Blüthe der Jugend, da die österreichische Regierung ihn amnestirt hatte, am 20. Februar in Mailand. Sein Leichenbegängniß ward von den „italienischen Patrioten" zu einer Demonstration benutzt. Eckstein, Friedrich von, Dr. Med., einer der ausgezeichnetesten Aerzte Pefts, emeritirter Dekan der Medizin.-chirurg. Fakultät und Präsident der Gesellschaft der Aerzte von Buda-Peft, starb am 8. Juni in Pest im noch rüstigen Mannesalter von 57 Jahren nach einem langwierigen schmerzlichen Leiden. Espinasse, Esprit Charles Marie d', Adjutant Napoleons und Divisionsgeneral in den Eorps Can- roberts blieb am 4. Juni in der Schlacht von Ma­genta. Den Grund zu seiner schnellen Carriere legte er in der Staatsstreichsnacht vom 1. auf den 2. De­cember 1851, wo er als Oberst des Regimentes, von dem Eine Abtheilung in dem Palais Bourbon zum Schutze der Nationalversammlung lag, dem betreffen­den Detachement abzuziehen befahl, so daß der dasselbe kommandirende Hauptmann ihm entrüstet den Degen vor die Füße warf. Im Hochsommer 1854 befehligte er von Conftantinopel aus die unselige Expedition in die Dobrudscha, wo Hunger und Krankheiten die Franzosen so arg zurichteten. Ihm selber riß sein Lieb­lingspferd, das er die angenehme Gewohnheit hatte Zucker aus seinem eigenen Munde fressen zu lassen, den Unterkiefer fort, so daß er nach Frankreich zu­rückkehren mußte, um den Schaden durch ein künstli­ches Gebiß zu ersetzen. Von Februar bis Juni 1858 fungirte er als Minister des Innern nnd der öffent­lichen Sicherheit und legte eine außerordentliche Be­fähigung an den Tag, auf Grund des „Verdächti- gengesetzes," das dem Attentate von der Rue Lepel- letier auf dem Fuße gefolgt war, Cayenne zu bevöl­kern. In der Schlacht die ihm das Leben kostete, erntete Mac Mahon, der seiner Zeit als Senatsmit­glied gegen das „Vertheidigungsgesetz" gestimmt, den Marschallsstab und den Herzogstitel. Haliam, Henry, einer der berühmtesten Histo­riker, 1778 geboren, starb zu London am 22. Jän­ner. Seine bedeutendsten Werke sind seine Geschichte des Mittelalters und seine Verfassungsgeschichte Englands. Hatzfeld, Freiherr von, am 7. Jänner 1813 geboren und seit 1844 mit einer Tochter des Gene­rals Castellane verheirathet, starb am 19. Jänner in Berlin auf einer Geschäftsreise, nachdem er den preußischen Hof zehn Jahre lang als Gesandter in Paris vertreten. Heinefetter, Kathinka, die ehemals so be­rühmte Sängerin, starb am 20. December zu Frei­burg in Baden, wohin sie sich zu ihrer Verheirathung, die binnen kurzem stattfiden sollte, begeben hatte. Humboldt, Alexander Freiherr von, entschlief zu Berlin am 6. Mai nach kaum vierzehntägiger Krankheit an einer Erkältung, die er sich bei dem Nachhausefahren von einem Souper zugezogen. Humboldt war in Berlin am 14. September 1779 geboren. Er war der Sohn eines preußischen Ma­jors, der während des 7jährigen Krieges Adjutan­tendienste beim Herzog Ferdinand v. Braunschweig versah, und studirte theils in Berlin, theils zu Frankfurt a. d. O. und Göttingen. Seine Reiselust erwachte in ihm, als er das Jahr 1790 zu lehrrei­chen Ausflügen nach Belgien, Holland, England und Frankreich benutzte. Auf der Handelsakademie in Hamburg, die er im selben Jahre besuchte, fand er Gelegenheit sich in den lebenden Sprachen zu üben. 1791 —1797 beschäftigte er sich theoretisch und praktisch mit dem Bergbau, trieb praktische Astronomie, erweiterte in Jena, wo er mit Schiller und Göthe zusammentraf, seine Kenntnisse in der Anatomie, und machte mit seinem Freunde Leopold v. B u ch in Salzburg und Berchtesgaden meteoro­logische Beobachtungen. In Paris, wohin er sich 1798 begab, lernte er seinen späteren Begleiter auf gefahrvollen Reisen, den ausgezeichneten Botaniker Síimé v. Bonpland kennen, mit dem er sich nach Spanien begab. Am 5. Juni 1799 schiffte sich Hum­boldt mit Bonpland in Corunna aus der -Fregatte „Pizarro" zu seiner ersten fünfjährigen Forscherreise ein. Auf derselben durchwanderte er den größten Theil A m e r i k a'ö und erstieg den Chimborasso bis zu einer Höhe von 18,096 Fuß. Jm J. 1802 überschritten die Reisenden zum fünften Mal die Andeskette und gingen nach Peru. Nachdem Humboldt endlich während eines zweimonatlichen Aufenthaltes in der Havannas» die Materialien zu seiner später in französischer Sprache erschienenen „politischen Abhandlung über die Insel Cuba" ver­vollständigt hatte, trat er die Rückkehr nach Europa an nnd landete am 3. August 1804 mit seinem Freunde Bonpland im Hafen von Bordeaux; er brachte reiche Sammlungen in seinen Koffern, und noch werthvollere Schätze der Beobachtung auf dem weiten Gebiete der Naturwissenschaft, der Erd- und Völkerkunde in seinem Geiste mit. Im I. 1805 fin­den wir Humboldt in Neapel, wo er mit Gay L u s s a c und Leopold v. Buch den Vesuv bestieg, gerade zur Zeit, wo dieser Vulkan in einer merkwürdigen Eruption begriffen war. 1806 und 1807 hielt er sich in Berlin auf, von wo er den Prinzen Wilhelm in einer politischen Mis­sion nach Paris begleitete. Mit Erlaubniß des

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